Das Thema “Geld” ist für viele Menschen, gerade in Deutschland, noch immer ein Tabu – insbesondere für Frauen! Im Gegensatz zu Männern scheinen viele Frauen – so meine subjektive Empfindung – automatisch Abwehrmechanismen zu aktivieren, wenn es um ihre eigene finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit geht. Ein Plädoyer für mehr Freiheit in diesem Bereich.
Ich habe selbst in meiner Familie erlebt, wie unterschiedlich Frauen mit dem Thema “Geld” umgehen:
Erstens.
Als mein Stiefopa gestorben ist, war meine Stiefoma auf sich alleingestellt. Plötzlich musste sie sich darum kümmern, dass sie nicht nur Geld erhielt, sondern es auch zu Hause hatte, um einkaufen zu gehen. Zum ersten Mal in ihrem Leben (!!!) ist sie – in Begleitung ihrer Tochter – an einem Bankautomaten gewesen, um Geld abzuheben.
“Das hat sonst immer Opa gemacht.”
Zwar haben viele Frauen früher das Geld verwaltet und damit den Haushalt geführt, aber ein eigenes Bankkonto hatten sie nicht oft (erst in den sechziger Jahren durften Frauen überhaupt selbst ein Bankkonto eröffnen). Der Mann verdiente das Geld, brachte es nach Hause, die Frau verwaltete es oft. Die Rollen waren klar verteilt und es gab in dieser Konstellation auch (theoretisch) keinen Grund, das zu ändern.
Zweitens.
Vor kurzem ist mein Opa gestorben. Neulich habe ich mit Oma telefoniert und sie erzählte mir, dass sie bis nachts um eins Ordner gewälzt habe, weil sie ihre Witwenrente ja beantragen muss und dazu bräuchte sie die Steuernummer, aber sie wusste nicht mehr, wo sie die hatte, also hat sie in allen möglichen Ordnern nachgesehen. Sie hat genau aufgeschrieben, wie viel sie wofür ausgeben muss und wie viel an welcher Ecke reinkommt (Rente, Witwenrente, etc.).
Meine Oma hat selbst jahrelang gearbeitet, bevor sie Kinder bekam und sie aufzog und hatte noch nie ein Problem damit, ihre Finanzgeschäfte selbst in die Hand zu nehmen.
Sie wurde einfach anders erzogen und war schon sehr früh als ältestes Kind mitverantwortlich dafür, dass genug Geld in die Familienkasse floss.
Wir könnten mehr Fässer aufmachen: Altersvorsorge ist beispielsweise ein Thema, mit dem sich viele Frauen nur ungenügend beschäftigen. Berufsunfähigkeit. Aktien. Immobilien. Geldanlage. Die Aufzählung ist endlos und immer wieder sehe ich das gleiche Bild: Alleine bei diesen Begriffen verschließen sie sich innerlich und möchten das am liebsten alles an ihren Mann (oder jemand anderen) abgeben.
Warum erzähle ich dir das?
Neulich habe ich dir angeboten, dass ich dich 30 Tage lang bei der Challenge “1 Roman in 30 Tagen” begleite (passend zum NaNoWriMo). Bezahlbar ist der Kurs (19 EUR) ausschließlich über PayPal, weil das für mich in diesem Falle am wenigsten Aufwand war.
Ha! Dachte ich!
Da wusste ich auch nicht, dass das solche Probleme und einen riesigen Aufwand bereiten würde.
Viele Frauen scheinen finanziell nicht auf eigenen Beinen zu stehen.
Ich kann durchaus verstehen, wenn jemand generell dem Online Banking skeptisch gegenübersteht und ich sage auch nicht, dass jeder Mensch ein PayPal-Konto braucht.
Mir ist aber aufgefallen, dass mich einige Frauen angeschrieben haben, ob auch eine Überweisung möglich wäre, weil nur ihr Mann PayPal habe. Und noch mehr Frauen haben über das PayPal-Konto ihres Mannes gebucht und standen dann vor dem Problem, dass alle E-Mails des Kurses an die E-Mail-Adresse des Mannes gingen.
Und rate, wer das alles händisch dann angepasst hat 😉
Es gab nur einen einzigen “Fall”, bei dem Online-Banking generell abgelehnt wurde. Alle anderen hatten schlichtweg kein eigenes PayPal-Konto, was mich sehr zum Nachdenken gebracht hat.
Nicht, dass man jetzt uuuunbedingt ein PayPal-Konto braucht (es gab übrigens nicht einen einzigen Mann in dem Kurs, der kein PayPal-Konto hatte), aber ich habe mich gefragt, wie diese Frauen denn den Rest ihrer Finanzverwaltung wohl organisiert haben.
Ich möchte das auch nicht kritisieren, sondern nur darauf hinweisen, dass ich hier eine generelle Verbesserungsmöglichkeit im Umgang mit Geld sehe.
Wie das?
Warum du noch heute ein eigenes (Autoren)Bankkonto brauchst
Es war tatsächlich eine der ersten Aktionen, die ich getätigt habe, als ich 2013 meinen Debütroman veröffentlicht habe: Ein eigenes Bankkonto zu eröffnen, in dem alle Einnahmen und Ausgaben für das Schreiben verzeichnet sind.
Mal davon abgesehen, dass es viiiiel weniger Verwaltungsaufwand ist, wenn alle Autoren-Einnahmen und -Ausgaben über ein separates Konto laufen (denn in deiner Einkommensteuererklärung willst du ja eine EÜR, eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung anfügen und dafür musst du wissen, wie viel du eingenommen und ausgegeben hast) – es hilft dir auch auf viel tieferen Ebenen dabei, deine Karriere als Schriftstellerin aufzubauen.
Du behältst die Übersicht über deine Einnahmen und Ausgaben
Ich weiß, am Anfang hast du quasi keine Einnahmen oder Ausgaben, aber alleine die Tatsache, dass du ein eigenes “Geschäftskonto” für dein Business hast, wird dir klar machen, dass du das Schreiben als ernsthafte Tätigkeit verfolgst und nicht als pures Hobby (solange du es beim Finanzamt nicht als Liebhaberei gemeldet hast – dieser Blog richtet sich schließlich an die Autorinnen, die mit ihren Büchern AUCH Geld verdienen wollen).
Wie viel habe ich nochmal im ersten Verkaufsmonat mit meinem Buch verdient?
Wie teuer war der Messebesuch insgesamt?
Wie viel Geld habe ich in diesem Jahr für Fortbildungen und Fachbücher ausgegeben?
Wie viel verdiene ich im Monat mit meinen Büchern?
Diese Dinge kannst du mit einem eigenen Bankkonto auf einen Blick sehen und so auch deinem Finanzamt recht schnell übermitteln.
Es fühlt sich professionell an
Du hast eine EC-Karte (oder Kreditkarte) in deinem Portemonnaie, die für Business-Ausgaben ist. Zwar wirst du sie fast nie benutzen (außer auf Messen), aber du siehst sie regelmäßig und sie erinnert dich daran, dass du das Schreiben professionell angehst.
Ein eigenes Bankkonto ist ein wichtiger Schritt vom Hobby- zum Profi-Autor.
Du überlegst beim Kauf genau, ob es gerade eine geschäftliche oder private Ausgabe ist. Der Unterschied zwischen einer Investition in dein Business und einer bloßen Ausgabe wird dir erstmals wirklich deutlich, wenn du abwägst, ob du dein hart erarbeitetes Geld tatsächlich für XY ausgeben willst (Hinweis: Eine Ausgabe ist, wenn du Geld für etwas ausgibst, das dir kurz-, mittel- oder langfristig keine neuen Einnahmen generieren wird; eine Investition ist, wenn du Geld für etwas ausgibst, das dir wieder neues Geld einbringen soll. Fortbildungen wie Onlinekurse sind beispielsweise Investitionen in deine Fähigkeiten; mit Abschluss des Kurses erhoffst du dir mehr Einnahmen als vorher).
Du siehst dich selbst mit anderen Augen
Ich sag ja nicht, dass du gleich die ganze Steuererklärung alleine machen musst, aber ich für meinen Teil kann ruhiger schlafen, wenn ich eine Ahnung habe, ob mein Business gerade gut läuft oder nicht – und wenn es nur um Einnahmen von 10 Euro im Monat gehen würde!
Stell dir doch mal vor, ein Geschäftsmann würde eine Fortbildung besuchen wollen und würde dann sagen: “Ach, kann ich vielleicht den Betrag überweisen? Ich habe kein eigenes Konto und meine Frau verwaltet das Geld.”
Würdest du mit ihm Geschäfte machen? Ich bin mir nicht sicher. Jemand, der finanziell nicht auf eigenen Beinen steht, hat vielleicht auch in seinem Business keinen Durchblick.
Mehr Selbstbewusstsein!
Da ich ja mittlerweile weiß, dass die meisten Menschen sehr gerne in Schwarz oder Weiß denken, ahne ich schon, dass es wieder Diskussionen geben wird: Hat eine Frau ohne eigenes Bankkonto weniger Selbstbewusstsein als eine mit eigenem Konto? Kann man das überhaupt in Verbindung bringen?
Ist eine Frau abhängig von ihrem Mann, wenn sie kein eigenes Konto hat?
Sind “abhängige Frauen” weniger selbstbewusst als die, die ihre finanzielle Freiheit selbst in die Hand nehmen?
Ich habe auf diese Fragen keine Antworten, nur meine eigene Meinung. Sie trifft nicht auf jeden zu, es gibt immer Ausnahmen und ich habe keine Ahnung, wie du dich selbst siehst und ob du das Gefühl hast, etwas ändern zu wollen.
Ich weiß aber eine Sache: Wer viel Selbstvertrauen entwickelt, hat eine große Chance, im Leben erfolgreich zu sein, und zwar auf allen Ebenen. Deshalb plädiere ich ganz allgemein dafür, dass insbesondere wir Frauen daran arbeiten müssen, in unsere eigenen Fähigkeiten zu vertrauen (übrigens auch eine Sache, die mir im Zuge meiner Schwangerschaft nochmal so richtig bewusst geworden ist – aber das ist ein anderes Thema).
Mit einem eigenen Bankkonto übernimmst du auch Eigenverantwortung, und das ist ein extrem wichtiger Schritt auf dem Weg. Von dem Konto aus willst du dir irgendwann Gehalt auf dein (oder euer) Privatkonto auszahlen! Wenn du eine Rechnung bezahlst, wirst du als Kontoinhaber genannt, und nicht dein Mann (ich weiß, viele Paare haben gemeinsame Konten, bei denen beide Inhaber sind – ich habe hier schonmal darüber geschrieben, wie du mit 6 Konten zur finanziellen Freiheit gelangst).
Wie siehst du dich selbst?
Es gibt diesen schönen Spruch “Deine innere Welt erschafft deine äußere Welt”. Wer sich selbst als klein und unscheinbar betrachtet, der wird meistens auch von seiner Umwelt nicht gerade als Vordenker und Wegfreimacher angesehen.
Warum finden mich viele Frauen inspirierend? Weil ich mir aktiv vorgenommen habe, inspirierend zu sein! Weil ich eine klare Vision habe und viel von mir halte. Ist das überheblich? Vielleicht. Zum Glück scheitere ich bei vielen Dingen, was mich davor bewahrt, die Bodenhaftung zu verlieren. Dennoch: Wie sollte ich meine Umwelt inspirieren, wenn ich selbst das Gefühl habe, wenig wert zu sein?
Wie siehst du dich selbst? In welchem dieser Bilder findest du dich wieder?
Es gibt hierbei übrigens keine richtige oder falsche Antwort. Die Bilder dienen nur deiner inneren Reflektion.
Es ist DEINE EIGENVERANTWORTLICHE Entscheidung, wie du dich selbst siehst, wie du dich wahrnimmst und was du von dir hältst.
In diesem Beitrag habe ich ein paar Tipps zusammengetragen, wie du mehr Selbstvertrauen gewinnst.
Fazit
Ich kann dir wirklich nur ans Herz legen, darüber nachzudenken, ein eigenes Konto nur für deine Schriftstellertätigkeiten anzulegen. Ich bin bei der DKB* und bei Cortal Consors, wo ich jeweils keine Gebühren zahle.
Du bekommst kostenlos eine Kreditkarte (oder mehrere), die dir langfristig noch gute Dienste leisten wird, wenn du dich mehr mit dem Thema Online Marketing beschäftigst und häufiger Zahlungen im internationalen Bankverkehr tätigen möchtest.
Außerdem würde ich mir an deiner Stelle ein PayPal-Konto anlegen, das du entweder mit deinem geschäftlichen Bankkonto (Girokonto) oder deiner Kreditkarte verknüpfst. So erleichterst du dir den Zugang zu Onlinekursen und anderen tollen Angeboten und hast die Sicherheit, dass du 180 Tage lang dein Geld zurückbekommen kannst, wenn doch etwas schiefgeht.
[Tweet “Übernimm Verantwortung für dich und dein Geld.”]
Vertraue dir und deinen Fähigkeiten.
Werde unabhängig(er).
Liebe dich selbst.
Und mache die Welt zu einem besseren Ort 😉 Okay, Ende des Pathos.
Teile den Artikel gerne, wenn er dich zum Nachdenken gebracht hat:
Deine Argumentation ist für mich echt gut nachvollziehbar und langsam überlege ich doch, sowas zu machen. Nur: Am Anfang hab ich keine Einnahmen und nur Ausgaben – da hab ich ständig Panik ins Minus zu rutschen. Ich glaube, das ist erst was für mich, wenn ich wirklich die ersten Bücher veröffentlichen konnte.
Liebe Grüße
In der Regel überweist du dir ganz am Anfang einen Puffer auf das Konto aus deinem privaten Konto, zB 200 EUR, und wenn du dann mal 200 EUR Überschuss hast, überweist du es dir zurück (Privatentnahme).