Ein Buch entsteht – Teil 1: Die Idee
Immer häufiger wird mir die Frage gestellt, ob ich mal die einzelnen Schritte zusammenfassen kann, die ich beim Schreiben eines Romanes durchlaufe. Das habe ich zwar schon auf meiner Autorenseite getan, aber eigentlich macht es auf diesem Blog tatsächlich mehr Sinn. Freue dich also auf eine ganze Artikelreihe zum Thema „Ein Buch entsteht“. Heute natürlich mit Teil 1: Die Idee.
Eine Idee entwickeln
Ein weißes Blatt Papier, ein Stift (oder eine Tastatur) und Zeit – los geht es mit deinem (neuen) Roman oder Sachbuch!
Wenn es immer so einfach wäre. Am Anfang des Bestsellers, den du schreiben wirst (die Hoffnung hat doch jeder von uns, wenn er mit einem neuen Buch loslegt, oder?), steht die Idee. Aus der Idee kannst du dann die weiteren Schritte ausbauen.
Viele Autoren haben kein Problem, eine Idee zu finden – sie platzen geradezu vor sprühender Kreativität. Wenn du dazu gehörst, herzlichen Glückwunsch! Aber wenn nicht, ist das auch kein Problem, denn es gibt viele Methoden, wie man zu einer Idee gelangt.
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht auf alle Methoden eingehen, die es gibt, sondern nur stichwortartig Inspirationen liefern (sonst wird das wirklich zu ausführlich). Betrachte diesen Artikel einfach als Anregung, wie man vorgehen kann und finde den Weg, der zu dir am besten passt.
Methoden zur Ideenfindung
- Cluster
- Gespräche mit Mitmenschen
- Notizen von früher durchsehen, wenn vorhanden
- Zeitung lesen, Nachrichten hören
- Fernsehen und Filme gucken
- Gedanken schweifen lassen
- „Was wäre, wenn“-Fragen überlegen
- In der eigenen Vergangenheit kramen
- In der Vergangenheit seiner Mitmenschen kramen (aber bitte nicht verwenden, schließlich willst du niemanden kränken. Sieh es einfach als Anregung)
Immer, wenn du in deinem Alltag mal denkst „Hm, das ist interessant!“ oder „Darüber könnte/sollte man mal einen Roman schreiben!„, schreib es dir auf. Wirklich. Schreib es auf. Du vergisst diese Einfälle sonst so schnell wie sie gekommen sind. Ich nutze für solche Einfälle meistens mein Smartphone, auf dem Evernote installiert ist.
Ideenfindung am Beispiel meines fünften Romans
Der Titel meines fünften Romans, der den Folgeband von „Auf die Freundschaft!“ darstellt, wird noch nicht verraten. Immer, wenn ich von „Folgeband“ oder „AdF II“ spreche, ist der Roman genannt, der auf meinen Debütroman aufbaut.
Ich saß also 2013 mit meinem Debütroman da und stellte fest: Die Leser wollen einen Folgeband. Und dann dachte ich: Sie haben recht. Es sind noch Fragen offen, die es zu klären gilt.
Also war die erste Idee geboren: Ein Roman mit den Figuren aus dem ersten Roman, in dem die offenen Fragen geklärt werden.
Im nächsten Schritt schrieb ich mir die offenen Fragen auf, die ich im Roman beantworten will und schon war die erste Idee für „AdF II“ fertig. Im nächsten Schritt geht es dann um die Frage, wie man aus einer Idee eine Handlung und Figuren entwickelt.
Aber nicht jeder schreibt eine Fortsetzung zu einem bestehenden Roman, hier also ein anderes Beispiel:
Ideenfindung am Beispiel meines zweiten Romans
Etwa ein Dreivierteljahr nach Erscheinen meines Debütromans, wurde mein zweites Werk, „Achtung: Braut!„, veröffentlicht.
Die Idee zu diesem Verlagsbuch kam durch das Internet. Ich habe 2013 geheiratet und im Zuge der Hochzeitsplanung Tage die eine oder andere Stunde in Hocheitsforen verbracht. Dort habe ich von einer Braut gelesen, die im Laufe der Zeit immer hysterischer wurde (schließlich haben wir uns über Monate gegenseitig bei der Planung betreut und begleitet).
Jede Kleinigkeit, die nicht so war, wie sie wollte, brachte sie an den Rand der Verzweiflung (und Bräute/Event-/Projektmanager kennen das zu gut: Es geht immer viel mehr schief als man will). Im Stillen dachte ich für mich: Wow, darüber müsste man mal einen Roman schreiben. Ich hab es mir gleich notiert: Ein Roman über eine Braut, die bei der Hochzeitsplanung durchdreht.
Schon hatte ich die Grundidee meines Romans.
Kreativität fördern und Blockaden verringern
Es ist ja so eine Sache mit der Kreativität … manchmal sprudelt sie in uns auf und manchmal lässt sie uns im Stich. Deshalb sollte man nichts erzwingen. Wenn der Kopf mit anderen Dingen voll ist, fallen einem häufig keine guten Dinge ein.
Was kannst du also tun, wenn dir absolut nichts einfällt, worüber du schreiben kannst?
Wechsle die Tapete
Schreibst du immer am gleichen Ort? Das kann für deine Schreibroutine äußerst förderlich sein, aber möglicherweise musst du einfach mal an einen anderen Ort. Probiere verschiedene Dinge aus: Café, Zugabteil, Bank, Strand, Wald, Bett, … Hauptsache, du fühlst dich wohl und bist nicht abgelenkt.
Gehe strukturiert vor
Schreibe alle möglichen Themen auf, die dich interessieren und überlege, was dich daran fasziniert. Was für Geschichten hast du selbst erlebt oder warum zählt der Roman XY zu deinen Lieblingsbüchern? Welche Geschichten fesseln dich?
Dazu kann dir auch die Kreativ-Matrix helfen, von der Richard Norden in seinem Buch spricht. Nicht für Kurzgeschichten ideal, sondern auch für Romane. Ich habe damit schon einige Ideen gesammelt und kann sie dir empfehlen, wenn du mit Struktur brainstormen willst.
Bei Ratgebern (aber auch bei Romanen) hilft es auch, sich übersichtlich aufzuschreiben, worüber man schreiben will. Normalerweise erstellt man als Sachbuchautor ja eh eine Gliederung, bevor man loslegt. Wenn du an einem Punkt stockst und gerade nicht weiterkommst, probiere es an einem anderen! Das geht auch bei Romanen: Du musst nicht alles chronologisch aufschreiben.
Verliere dich nicht in Recherche
Manchmal ist Recherche nötig, oft sogar unabdingbar, wenn man authentisch schreiben will oder ein Sachbuch, bzw. Non-Fiction schreibt. Es gibt aber ein „zu viel des Guten“. Recherchen kosten Zeit, die nicht zum Schreiben verwendet wird und wenn man erstmal aus dem Schreibfluss gerät, ist es schwer, wieder reinzukommen (ich spreche da aus Erfahrung). Traue dich also, mal „auf Lücke“ zu recherchieren und markiere dir die Bereiche, wo du später detaillierter werden willst. Spätestens bei der Überarbeitung kannst du dann an diesem Punkt mehr Informationen suchen.
Weiter geht es mit Teil 2 in der kommenden Woche.
Derya Mum
Ich bewundere Menschen, die ihr Wissen großzügig teilen. Ich danke dir herzlich. 🙂
Pingback: Schreiblaunen #13 | Kates Bücherregal
Pingback: Ein Buch entsteht - Teil 2: Figuren und Plot
Walter Honnens
Hallo, ein toller Artikel. Mein Problem ist das ich die ersten Seiten fertig habe, aber dann nicht weiterkomme. Ich weiß nicht wohin der Weg der Kinder führen soll. Es handelt um Kinder die neben einem Müllberg leben, spielt im Fantasy Bereich. Es fehlt mir einfach an Ideen wie es weitergehen soll. Vielleicht hat einer einen Tipp für mich.
Schöne Grüße Walter
Günther
Hier ein paar Fragen die ihnen vielleicht weiterhelfen:
Warum wollen sie über die Kinder berichten?
Wollen sie zeigen wie die Kinder unter diesen Umständen Überleben?
Wollen sie das Elend der Kinder aufzeigen?
Spielt ihre Geschichte in einem realen Slum?
Warum ist es Fantasy? Soll es High Fantasy sein? Sollen Ritter darin vorkommen? Drachen? Zwerge? Zauberer? Andere Fantasy Wesen?
Erfinden die Kinder Fantastische Lebewesen? Stellen sich die Kinder vor, dass sie in einem Fantasy Land sind, und dass sie darin Abenteuer bestehen müssen? Wollen sich die Kinder damit von der grausen Realität ablenken?
Wo sind die Eltern der Kinder? Was machen die den ganzen Tag?
Kimberly Clark
Hallo Annika,
super Artikel, aber leider funktioniert der Link zu dem Buch von Richard Norden nicht mehr. Den Link zum nächsten Teil suche ich auch vergeblich.
LG Kimberly
Anakin weiblich
Ich lese das heute zum ersten mal!!
Trackback: cheap oakley sunglasses
Trackback: ray ban sunglasses outlet
Nils Terborg
Hi Annika,
schöner Artikel – und am sinnvollsten finde ich hier, dass du wirklich funktionierende Ideen vorstellst! Ich habe oft den Eindruck (und kenne ich auch von meinem ersten Buch), dass Leute unter „Idee“ immer etwas unglaublich krasses, originelles, innovatives, niedagewesenes verstehen und dabei etwas die Funktionalität vergessen 🙂
Ich denke, dass die Idee letztlich keinen Wert hat, wenn sie nicht zu einem guten Buch führt – von daher denke ich, dass es in vielen Fällen sinnvoll ist , bei etwas überschaubarem wie „Ein Roman über eine Braut, die bei der Hochzeitsplanung durchdreht“ (super Idee finde ich!) zu bleiben (und nicht etwas wie „Eine mittelalterliche Fantasybraut beschließt zu heiraten und dreht durch, weil Aliens den König töten und sie jetzt den Mördern finden muss…).
Der Teufel steckt immer im Detail und auch wenn das abgedroschen ist, fängt es mit der Ausarbeitung der Idee ja erst so richtig an 🙂
LG, Nils
Konnie
Die Reihe ist klasse 🙂
Noch schöner fänd ich einen Links zum jeweils nächsten Teil.
Teil 8 suche ich ich immer noch… aber ich gebe nicht auf!
Sonnige Grüße
Vom Schreiben leben
Hallo Konnie, Teil 8 gibt es auch noch nicht 😉 Der will erst noch geschrieben werden. Am Ende der Serie wird es noch eine Übersicht geben und ich füge im Nachhinein alle Links ein, das ist schon geplant. Aber das mach ich lieber alles in einem Rutsch, statt immer nachzuarbeiten 😉
Heike Schuppert
Super erster Teil und überhaupt eine tolle Idee darüber zu schreiben wie ein Buch entsteht.
Vom Schreiben leben
Danke, Heike 🙂
Heiko
super