Interview mit Nika Lubitsch

17. August 2014

Nika Lubitsch ist nicht nur in Selfpublisherkreisen eine Berühmtheit. Ihr Roman Der 7. Tag ist selbst drei Jahre nach Veröffentlichung noch in den Top 300 aller Kindlebücher und in einigen Shops auf Platz 1 in der Kategorie Krimi und Thriller. Zwei Platz-1-Bücher, verkaufte Filmrechte, hat mehr als 330.000 Bücher verkauft. Ladies and Gentlemen: Nika Lubitsch.

 

Nika Lubitsch (Der 7. Tag) / (c) Rebekka Kaufman
Nika Lubitsch (Der 7. Tag) / (c) Rebekka Kaufman

Bitte stelle dich kurz vor. Wer bist du, was machst du, was schreibst du?
Ich bin Nika Lubitsch. Ich schreibe Kriminalromane. (Hört sich an wie eine Ansage bei den Anonymen Alkoholikern).

 

Warum hast du ein Pseudonym gewählt?
Da alle Verlage meine Krimis früher abgelehnt hatten, hatte ich Angst, meinen Autorennamen durch das Selfpublishing zu beschädigen.

 

Lebst du vom Schreiben? Wenn ja: Seit wann lebst du vom Schreiben?
Ja, ich lebe vom Schreiben. Ausschließlich vom Schreiben lebe ich seit Oktober 2013, also fünfzehn Monate, nachdem ich das erste ebook selbst veröffentlicht habe.

 

Welche Ängste hattest du vor diesem Schritt?
Ängste? Das war Panik pur! Ich war fast mein ganzes Leben lang selbstständig, habe mehrere Firmen aufgebaut. Das loszulassen, um sich auf das Abenteuer Selfpublishing einzulassen, von dem wir ja alle nicht wissen, wie es sich in Zukunft entwickeln wird, war ein gewaltiger Schritt.

 

Wie hast du die Ängste überwunden?
Ehrlich gesagt: gar nicht. Aber es gab nur noch ein Entweder Oder. Zeitlich waren beide Berufe nicht mehr vereinbar. Da ich mit dem Schreiben aber mehr verdient habe als mit allen Firmen, die ich in der Vergangenheit geführt habe, war klar, worauf meine Wahl fiel. Und natürlich war es auch eine Herzensangelegenheit. Die Entscheidung, den Rest meines Lebens als Schriftstellerin verbringen zu wollen, wurde sehr erleichtert durch die Überlegung, dass ich dieser Tätigkeit in jeder beliebigen Ecke der Welt würde nachkommen können. Ich bin vom Sternzeichen her Schütze und das sind die, die sich am anderen Ende der Welt immer wohler fühlen. Und so bin ich dann auch sofort für ein halbes Jahr nach Amerika gegangen.

 

Gibt es noch Ängste, wenn du in die Zukunft blickst? Wenn ja, wie wirst du sie angehen?
Ich prüfe die Belastbarkeit einer Brücke, wenn ich davor stehe. Im Moment kann ich mich sehr gut ernähren von meinen Büchern und es bleibt nach Abzug aller Steuern (im ersten Steuerjahr ein Horror, denn die wollen die Steuer für das zu versteuernde Jahr, für das nächste Jahr und Vorauszahlungen für das laufende Jahr auf einen Haufen) genug übrig, um sich ein Polster für schlechtere Zeiten zu bilden.

 

Veröffentlichst du auch als Verlagsautorin?
Ich habe unter meinem richtigen Namen drei freche Sachbücher veröffentlicht. Mein erster Verlag (Eichborn) ging pleite, mein zweiter Verlag (Mosaik bei Goldmann) hat versucht, aus einem frechen, boshaften Buch ein versöhnliches Heiteitei zu machen und wollte den (zugegeben satten) Vorschuss wiederhaben. Mein Agent ist mit meiner Kohle durchgebrannt. Verlage waren für mich die Enttäuschung meines Lebens. Wann immer ich in eine Talkshow im Fernsehen eingeladen war, waren die Bücher gerade mal vergriffen und es dauerte sechs Wochen, bis die Neuauflage in den Läden war. Nee, danke, das brauche ich nicht mehr. Für „Der 7. Tag“ hatte ich dann Anfragen von Verlagen aus aller Welt, aber keine aus Deutschland. Hardcover davon erscheinen in so exotischen Sprachen wie Norwegisch, Litauisch oder Slowakisch. Nur ein einziger deutscher Verlag hat bei mir angefragt und wollte die Taschenbuchrechte kaufen. Ich habe den Geschäftsführer ausgelacht wegen seines Angebotes. Er hat zwar nachgebessert, aber ich wollte überhaupt nichts mehr mit denen zu tun haben. Ein paar Wochen später hat derselbe Geschäftsführer mich wieder angerufen und wollte sich mit mir treffen. Ich habe mich darauf eingelassen, um dem mal „ordentlich Bescheid zu sagen“. Da hat er mir allerdings ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte. Ich habe jetzt beim mvg-Verlag ein eigenes Imprint und veröffentliche dort meine Bücher als Taschenbücher und epubs.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus?
Ich tappere mit geschlossenen Augen im Schlafanzug in die Küche und setze Kaffee auf. Während der durchläuft, wird gelüftet und ich fahre meinen Computer hoch. So gegen elf Uhr fällt mir auf, dass es reinregnet und dass ich ja Kaffee gemacht habe, dafür habe ich aber bereits gefacebookt, Leserbriefe beantwortet und mich mit Grafikern, ebook-Umwandlern, Werbemenschen, Lektoren, Korrekturlesern und Steuerberatern bespielt. Wenn ich mir jetzt nicht einen Ruck gebe und erstmal unter die Dusche hüpfe, wird’s nichts mehr vor dem Nachmittagskaffee. Es kann aber auch passieren, dass ich total die Zeit vergesse und schreibe, schreibe, schreibe bis das Knurren des Magens meines Mannes nicht mehr zu überhören ist. Ein erschreckter Blick auf die Uhr sagt mir dann, dass es eigentlich Zeit für den Five-o’clock-tea wäre, ich immer noch meinen Schlafanzug anhabe und rieche wie ein Iltis. Jetzt aber: Schnell unter die Dusche, Essen machen und dann geht es weiter. Oder auch nicht. So ab Seite 150 schwächle ich ein bisschen, weiß manchmal nicht so richtig weiter, finde alles blöd, was ich geschrieben habe. Zeit für ein Nickerchen oder ich gehe zu Aldi und kaufe alles, was ich garantiert nicht brauche. Wenn ich mich dann kräftig abgelenkt habe, geht es entweder weiter oder ich hänge, leide und besänftige meinen Frust mit Abendessen kochen. Ich bin ganz selten abends zufrieden mit meinem Tages-Output. Das liegt aber nicht am Schreiben sondern an meinem Charakter.

 

Lebst du ausschließlich vom Verkauf deiner Bücher oder hast du weitere Einnahmequellen?
Ja, habe ich zwar, aber sagen wir mal so: Ich könnte sehr sehr gut ausschließlich vom Verkauf meiner Bücher leben.

 

Was rätst du Schriftstellern, die vom Schreiben leben möchten?
Schreibe erstmal ein paar Bücher, bevor du deinen Brotjob aufgibst. Mehrere Bücher sind wie der Verkauf von Versicherungspolicen, sie bringen jahrelang Geld, was du später brauchen wirst. Und erkunde dich selbst ganz selbstkritsch und ehrlich, ob du über genügend Eigenmotivation und Selbstdisziplin verfügst, um als Freier leben zu können. Wer einen Chef braucht oder Kontrolle, wer Angst vor Entscheidungen hat, ist in anderen Berufen besser aufgehoben und sollte das Schreiben nur als Hobby ansehen.

 

Was möchtest du in Bezug auf das Schreiben in den kommenden 12 Monaten erreichen?
Drei Nr. 1 Bestseller, was sonst?

 

Vielen Dank für das Interview, liebe Nika!

 

Hast du eine Frage an Nika? Dann stelle sie in den Kommentaren!

 

Nika im Netz:

http://nikalubitsch.blog.de
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Tolles Interview und total tröstlich der Gedanke, dass auch Nika Lubitsch meist nicht zufrieden ist, mit ihrem Tages-Output 🙂 .
Geht mir genau so, ob 500 oder 2000 Worte, immer habe ich das Gefühl, es hätte mehr sein können, wenn……

Gut zu wissen dass es anderen ähnlich geht. Und wenn man denkt, man hat Zeit, geht sie für allen möglichen anderen Kram drauf. Aber egal ob ich 4 oder 10 Seiten am Tag schaffe,
Hauptsache irgendwas geschrieben.

genial, Nika! das Interview ist total lustig

ich bin auch shcon am Überlegen, ob ich mehr schreiben soll (bin in den letzten Monaten auf “Sinnsuche” gewesen und wieder beim Schreiben – nebenbei – gelandet)

witzigerweise stehe ich auch auf Krimis und möchte solche schreiben

lg Bettina

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Interview mit Nika Lubitsch – Vom Schreiben leben

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Moin, ich bin Annika. Ich helfe dir, deinen besten Roman zu schreiben und ihn dann so zu veröffentlichen, wie du es dir vorstellst, ob mit oder ohne Verlag.

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