Wer kennt sie nicht, die Schreibblockade? Du schaufelst dir Zeit frei, setzt dich an den Laptop, willst anfangen … und weißt nicht weiter. Mit diesen Tipps kommst du wieder in den Flow!
Ursachenforschung: Wie entsteht eine Schreibblockade?
Es gibt natürlich mehrere Ansätze, wie man eine Schreibblockade lösen kann, aber bevor du wild irgendwelche Techniken anwendest, halte ich es für sinnvoll, sich auf die Suche nach der Ursache zu machen. Wenn du nicht weißt, was das eigentliche Problem ist, betreibst du nur Symptombekämpfung und die Blockade wird immer wiederkommen.
Wenn man es auf die Basics herunterbricht, gibt es im Grude nur zwei Ursachen für deine Blockade:
1. Irgendwas stimmt nicht mit deinem Projekt
Ich persönlich hatte 2014 eine Schreibblockade, als ich meinen Roman “Auf das Leben!*” geschrieben habe. Ich habe alles gemacht wie zuvor (dachte ich), und trotzdem schaffte ich es einfach nicht, mehr als einen Satz am Stück zu schreiben. Nach einer halben Stunde Arbeit hatte ich vielleicht drei Sätze geschafft und ich wusste absolut nicht, was mit mir los war.
Bis ich feststellte, dass es am Plot lag.
Es war bei diesem Roman zum ersten Mal so, dass ich mir keinen ausführlichen Kapitelplan zurechtgelegt hatte. Erstens war ich zu faul, das zu tun, und zweitens redete ich mir selbst ein, dass ich “mal ausprobieren wollte, ob ich auch Discovery Writer sein kann” (also zu jenen Autoren gehöre, die ohne Plan einfach drauf losschreiben). In Wirklichkeit hatte ich einfach keine Lust, mir die Arbeit zu machen, den Plot im Vorhinein auszuarbeiten.
Tja, das rächte sich dementsprechend. Ich hatte einfach keine Ideen, wie meine Geschichte funktionieren sollte.
Für mich persönlich kamen daher nur zwei Lösungen in Betracht:
- Ich musste mir einen Plan machen
- Ich probierte einen Perspektivwechsel
Den Roman hatte ich in dritter Person verfasst, weil alle vier Hauptfiguren zum Sprechen kommen und ich nicht wollte, dass der Leser sich durch 4 Ich-Erzähler überfordert fühlte. Fakt war aber, dass ICH mich nicht richtig in die Figuren hineinversetzt habe, als ich in der dritten Person geschrieben habe. Also wechselte ich wieder zur Ich-Perspektive, nachdem ich einen Kapitelplan gemacht hatte, und schrieb ein Kapitel aus der Sicht einer der Figuren.
Und siehe da: Es funktionierte.
Als ich merkte, dass ich wieder wusste, wohin ich wollte, was passieren sollte und wie sich meine Figuren fühlen, testete ich erneut die dritte Person als Erzählperspektive, und dieses Mal funktionierte es ohne Probleme.
Das ist übrigens auch der Grund, warum in meinem Roman in den alten Versionen im ersten Kapitel irgendwo noch ein Satz in der Ich-Perspektive steht. Der ist beim Überarbeiten durchgerutscht 😉
Was also tun?
- Probiere mal, die nächsten drei Kapitel zu plotten und schau, ob es wieder flutscht
- arbeite besser deine Figuren aus
- Falls du einen detaillierten Kapitelplan hast: Probier es mal ohne
- Frage dich, was jetzt das Schlimmste wäre, was der Figur passieren könnte, und lass es geschehen
- Mach ein paar Schreibübungen, die nichts mit deinem Roman zu tun haben
(so findest du heraus, ob es am Buch liegt oder an dir) - Wenn nichts hilft: Sprich den Plot und die Figuren mit einem Lektor durch!
2. Es liegt vielleicht an dir
Wenn du überprüft hast, ob mit deinem aktuellen Projekt alles okay ist, wende dich im zweiten Schritt dir selbst zu. Selten liegt die Ursache einer Schreibblockade ausschließlich in einem Faktor begründet. Es ist ein Zusammenspiel diverser Vorkommnisse. Viele davon sind psychisch.
Hier ein paar Anregungen, warum du dich selbst in eine Blockade gebracht haben könntest:
Angst vor Erfolgsdruck
Hast du schon Bücher geschrieben, die sich gut verkauft haben? Lebst du vielleicht sogar vom Schreiben? Dann kann der Druck, einen erfolgreichen Roman schreiben zu müssen, deine Kreativität lähmen. Mache dir deine Denkmuster bewusst und stoppe/verändere sie!
Auch wenn es jetzt abgehoben klingt, probiere mal, dir einen bestimmten Satz immer wieder klar zu machen. Drucke ihn am besten aus, hänge ihn für dich gut sichtbar irgendwo hin, und sage ihn morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen:
Ich bin mutig und traue mich, mein Buch zu schreiben.
Vielleicht kennst du deine Angst auch genau, dann kannst du den Satz entsprechend darauf anwenden (z.B. “Ich werde ein weiteres erfolgreiches Buch schreiben” oder “Mein Buch wird meine Leser begeistern”). Achte darauf, dass du eine POSITIVE Verknüpfung erstellst, und nichts negierst (“Ich schaffe das” statt “ich werde nicht scheitern”).
Die ersten Male fühlt es sich vielleicht so an, als würdest du dich selbst anlügen. Das kommt, weil du in deinem Inneren davon überzeugt bist, dass deine Angst eintritt, und du z.B. kein erfolgreiches Buch schreiben willst. Sobald du erkannt hast, dass es einfach nur Angst ist, die aber keinen echten Einfluss auf dich hat, wenn du sie in die Schranken weist, kannst du damit umgehen. Akzeptiere, dass die Angst da ist, aber dann erlaube ihr, sich aus dem Staub zu machen, und stattdessen eine positive Stimmung zu verankern.
Zu viel Druck – oder zu wenig!
Es gibt Zeiten, in denen hat man so viel Zeitdruck, dass das System einfach zusammenbricht und nichts mehr geht. Wenn du dieses Gefühl hast, nimm es ernst! Zu viel Stress ist giftig für deine Gesundheit und du solltest NIEMALS deine Gesundheit für etwas riskieren!
Hast du einen Abgabetermin, den du selbst mit Superkräften und dem Zeitumkehrer nicht einhalten könntest, dann hab den Mut, den Termin um zwei Wochen zu verschieben. Es nützt ja nichts! Wenn der Druck so hoch ist, dass du nichts mehr tun kannst, wirst du doch ohnehin den Termin nicht einhalten. Also lieber rechtzeitig genug Luft zum Aufatmen organisieren.
Manchmal fehlt der Druck aber auch. Das sehe ich sehr häufig bei Debütanten und Hobbyautoren. Leute, die ein, zwei Jahre Zeit haben, ein Buch zu schreiben, weil ihnen weder Verlage oder Agenten, noch Leser im Nacken sitzen, schreiben ihre Bücher oft nicht zu Ende, weil ihnen der nötige Druck fehlt. Hier ist der Tipp einfach: Setze ein Datum fest.
Heute in 6 Monaten wirst du dein Buch veröffentlicht haben und in den Händen halten.
Kommuniziere dein Ziel, veröffentliche es zum Beispiel hier in der Kommentar-Sektion oder nimm an (m)einem Schreibkurs teil, um den Druck zu erhöhen.
Du denkst zu viel nach oder überarbeitest während des ersten Entwurfes
Hat dir dein Schreiblehrer nicht gesagt, dass man das nicht macht? 😀
(Diejenigen unter euch, die schon mittendrin im Thema “Gedankenblockaden lösen” sind, schreien sofort innerlich auf, weil sie erkannt haben, dass dieser Satz typisch dafür ist, wie sich gewisse Denkmuster in unsere Psyche schleichen 😉 ).
Dennoch: Beim Schreiben des ersten Entwurfes tust du gut daran, nicht ständig über das Geschriebene nachzudenken, es zu reflektieren, zu redigieren, umzuschreiben und zu überlegen, wie du es besser machen kannst. Das ist nämlich erst Schritt 2. Schritt 1 ist, den Text aufzuschreiben, so, wie er aus den Wirren deiner Gedanken entspringt. Natürlich darfst du hier und da korrigieren, wenn du siehst, dass etwas falsch ist, und du darfst auch einzelne Wörter austauschen, wenn dir zum Beispiel Dopplungen auffallen. Die meisten Schriftsteller blockieren ihren Schreibfluss aber, wenn sie zu lange und zu viel an ihrem Entwurf herumdoktorn, bevor sie ihn fertiggeschrieben haben.
Probier es also mal aus. Vielleicht hilft dir ja dieser Satz:
Die erste Version meines Textes darf verbesserungsfähig sein. Wenn der Entwurf fertig ist, werde ich den Text überarbeiten.
Tipps bei akuter Schreibblockade
Wenn du eine Ahnung hast, woher die Schreibblockade rührt, ist sie schon so gut wie gelöst. Die folgenden Tipps helfen dir, wieder in den Flow zu kommen und dein Meisterwerk zu vollenden.
Wechsle den Ort
Vielleicht brauchst du einen Tapetenwechsel. Probier es mal mit Schreiben im Café, im Zug, in einem anderen Zimmer, auf der Couch, im Bett, auf dem Boden, mit Blick nach draußen, mit Blick auf eine Wand, mit Blick auf ein schönes Bild, …
Gehe an deinen Lieblingsort
Vielleicht ist es auch andersherum: Möglicherweise kannst du kein Wort im Café schreiben, sondern sehnst dich nach deinem Schaukelstuhl im Wintergarten (oh, wie ich dich beneide, wenn du einen Schaukelstuhl in einem Wintergarten hast …).

Fange mittendrin an
Häufig fällt einem der Anfang eines neuen Dokumentes schwer. Einfache Lösung? Fang mittendrin an! Statt also den Anfang deines Romans zu schreiben, beginne mit einer Szene, die irgendwo in der Mitte spielt, und tu so, als hättest du schon den Anfang geschrieben. Wenn du wieder im Flow bist, fällt es dir viel leichter, den Anfang in echt zu schreiben.
Gehe spazieren, treibe Sport, triff dich mit Freunden
Jede Ablenkung kann helfen, deine Blockade zu überwinden, wenn es nur eine kurzfristige Überlastung des Systems ist. Selbst in Zeiten höchsten Drucks kann es hilfreich sein, sich für eine Stunde mit jemandem auf einen Kaffee zu treffen, und danach mit frischer Energie weiterzumachen.
Gönne dir Entspannung
Schreiben ist für den Kopf extrem anstrengend. Man fühlt sich nach einer Schreib-Session oft ausgelaugt, erschöpft und fertig. Wenn nichts mehr geht, gönne dir eine Pause und entspanne gezielt, z.B. mit einem Bad, einem guten (Hör-)Buch oder einer professionellen Massage.
Schreibe über etwas völlig anderes
Es kann helfen, sich etwas völlig anderes vorzunehmen, beispielsweise einen Blogartikel oder ein Projekt aus einem anderen Genre. Auch Morgenseiten helfen gut (dabei setzt du dich morgens nach dem Aufstehen für 15 Minuten hin und schreibst alles auf, was dir in den Sinn kommt – selbst wenn es “mir fällt nichts ein, was ich schreiben soll, also schreibe ich einfach sinnlose Worte” ist).
Sprich drüber
Mir persönlich hilft es, mich mit anderen Autoren über meine Blockade zu unterhalten und mit ihnen mein aktuelles Projekt zu besprechen. Das geht natürlich nur mit Menschen, denen man absolut vertraut. Eine gute Idee ist es, sich einer Schreibgruppe anzuschließen (online oder offline).
Etabliere Schreibzeiten
Falls du nicht schon feste Zeiten zum Schreiben hast, dann setze welche fest. Routine hilft dir in diesem Fall, dein Gehirn darauf zu trainieren, in den Kreativmodus zu wechseln. Inspiration fällt zwar manchmal vom Himmel, aber nicht immer – also warte nicht darauf, sondern versuche alles, um dich in Schreibstimmung zu bringen.
Pomodoro
Zwinge dich nicht, drei Stunden am Stück zu schreiben, sondern mache dir zum Ziel, die nächsten 20 Minuten lang ohne Unterbrechung zu schreiben – auch mit der Gefahr, dass das Ergebnis eventuell nicht verwertbar ist. Wichtig ist jetzt nicht, dass du einen tollen Text kreierst, sondern dass du wieder in den Schreibfluss kommst.
Wie lauten deine Tipps?
Hast du selbst mal in einer Schreibblockade gesteckt? Wie bist du wieder herausgekommen? Alle Autoren freuen sich, wenn du deine Tipps mit uns teilst.
Danke für die wertvollen Tipps. Es ist auch wichtig zu analysieren, woher die Schreibblockade kommen könnte. Ich leide zur Zeit an einer Plot-Blockade. Nachdem ich 4 Bücher geschrieben und im letzten halben Jahr sehr viel dazu gelernt habe, kann ich nicht mehr drauf los wursteln, sondern mache mir zu viel Perfektionsdruck.
Liebe Grüsse aus dem südlichen Nachbarland
Martin