Es gab mal Zeiten (ich habe sie selbst nicht erlebt), da setzte man sich einfach an den Schreibtisch und schrieb mit einem Stift auf Papier. Man schrieb ganz viel und hatte irgendwann ein Buch.
Das Gleiche machte man später mit Papier und einer Schreibmaschine. Und irgendwann schrieb man Texte im Text-Editor des Computers.
Heute gibt es diverse Softwares für Autoren, die dir helfen, aus deinem losen Text ein Buch zu machen. Sie legen dabei auf unterschiedliche Dinge Wert. Wenn du noch überlegst, ob eine Software für Autoren das Richtige für dich ist, kann dir diese Auflistung hoffentlich helfen.
Software für Schriftsteller: Was muss sie leisten?
Warum gibt es überhaupt einen Bedarf an extra Schreibsoftware, obwohl wir doch alle einen Texteditor haben oder in Word/Open Office/Pages schreiben könnten?
Viele Autoren möchten heute beim Schreiben von Software unterstützt werden: Die Duden-Korrektur zeigt Vertipper an, man möchte seine Figuren übersichtlich geordnet schnell erreichen (ohne dazu siebzehn Ordner in seinem Explorer/Finder zu öffnen), die komplexen Handlungsstränge, die einem Roman unterliegen, sollen logisch einsehbar sein (Stichwort Zeitstrahl), und vieles mehr.
Nicht jedes Programm erfüllt alle Punkte zur vollsten Zufriedenheit. Die folgende Auflistung schließt die am häufigsten genutzten und empfohlenen Schreibsoftwares ein und ist unterteilt in kostenlos und kostenpflichtig.
Los geht’s:
Kostenlose (oder bereits integrierte) Schreibprogramme
Text Editor, Word, Open Office und Pages
Die besten zum einfachen Texteschreiben
Du brauchst keine Autorensoftware, um ein Buch zu schreiben. Unzählige Romane sind in “Word” entstanden (meine ersten drei Romane ebenfalls) und es ist nichts Schlechtes daran. Du hast eine solide Rechtschreibkorrektur (auch wenn sie bei Pages nicht der Hit ist) und kannst dein Dokument mittels Formatvorlagen ordentlich gliedern. Fußnoten sind ebenfalls kein Problem und in der Regel kennst du dich bereits mit dem Programm aus, sodass du gleich loslegen kannst.
Häufig arbeiten Lektoren ebenfalls mit Word und verlangen die Dokumente im *.doc-Format (oder *.docx), weshalb es meistens notwendig ist, das Buch erst in dieses Format zu exportieren, wenn du mit einem externen Programm arbeitest.
Andererseits fehlen hier natürlich die Dinge, die du dir als Autor manchmal wünschst: Deine Figurendatenbank musst du selbst irgendwie anlegen und vielleicht in Ordnern auf dem Rechner sortieren. Einen Zeitstrahl sucht man vergeblich.
yWriter (Windows)
yWriter war eines der ersten Programme, mit denen ich gearbeitet habe, weil ich kein Geld ausgeben wollte. Zwar mutet das Design (wie die allermeisten der vorgestellten Programme) etwas altbacken an, aber es beinhaltet vieles von dem, was man sich so wünscht:
Du kannst deinen Text sinnvoll ordnen (ein Projekt besteht aus mehreren Kapiteln, das aus mehreren Szenen besteht), hast einen Zeitstrahl, Charakterbögen, kannst Orte anlegen und vieles mehr.
Außerdem ist es kostenlos. Für den Einstieg und zum Testen definitiv empfehlenswert.
Download: yWriter
iBooks Author (Mac)
Wer einen Mac sein Eigen nennt, kann sich kostenlos die Software “iBooks Author” herunterladen. Man hat als Romanautor die Option zwischen einem hochformatigen Buch und einem E-Book.
Im Grunde ist das Programm für andere Bücher gedacht: Kochbücher, Bildbände, etc. Menschen, die sich nicht mit Softwareprogrammen wie InDesign auskennen, finden hier eine gute Hilfe.
Für Romanautoren ist es eine bessere Pages-/Word-Alternative, aber ohne Figurendatenbank, Zeitstrahl und anderem Schnickschnack. Dafür kann man das Manuskript direkt exportieren und an den iBook-Store senden (was ich aber nicht ausprobiert habe – und natürlich ohne Lektorat auch nicht empfehlen würde).
Download: iBooks Author
PageFour (Windows)
Seit letztem Jahr wird diese Software nicht mehr aktualisiert, dafür ist sie aber jetzt kostenlos erhältlich. Ich finde, sie gleich dem yWriter in der Handhabung, hat aber keine schöne Figurenverwaltung. Die Software ist komplett auf Englisch, für Deutsch gibt es aber eine Rechtschreibkorrektur.
Da ich derzeit kein Windows-Betriebssystem habe, konnte ich die Software nicht selbst testen (vielleicht magst du in den Kommentaren etwas dazu schreiben?). Theoretisch hat die Software eine integrierte Synonymfunktion, aber ich weiß nicht, ob sie für Deutsch funktioniert.
Teste es doch mal: PageFour
SciFlow (Online Text Editor)
Wer beim Schreiben viel mit Quellenangaben arbeitet, könnte bei SciFlow fündig werden. Im Kern für wissenschaftliche Arbeiten entwickelt, ist die Einbindung von Referenzen sehr einfach. Die Formatierung wird automatisch im gewünschten Zitierstil vorgenommen. Durch die kostenfreie Nutzung und die Möglichkeit, Revisionen zu erstellen und gemeinsam an einem Dokument zu arbeiten, ist es besonders einfach, Input von außen zu bekommen, ohne in Versionschaos zu verfallen.
Der Export ist in verschiedenen Formaten möglich, Bilder können eingefügt werden und die integrierte Rechtschreibprüfung von Duden-Mentor unterstützt im Schreibprozess.
Preis: kostenfrei für Schreibende
Die Software könnte vor allem für Sachbuchautor*innen interessant sein: https://www.sciflow.net/
Kostenpflichtige Programme
Auch bei Software für Autoren ist es so wie in anderen Bereichen des Lebens: irgendwas muss man immer bezahlen, in diesem Falle Geld. Hier eine Auflistung empfehlenswerter Schreibprogramme gegen großes und kleines Geld:
Papyrus Autor
Nummer eins bei deutschen Self Publishern
Papyrus wird von einer deutschen Firma mit Sitz in Berlin programmiert und ist neben Scrivener DIE Go-To-Software, wenn man Self Publisher nach Tipps fragt (und auch viele Verlagsautoren schreiben hiermit).
Papyrus bietet fast alles, was du beim Schreiben begehrst: Eine editierbare Figurendatenbank (du kannst sogar alle Figuren im Dokument verknüpfen, sodass du beim Klick auf den Figurennamen direkt zu seiner Datenbank gelangst), ein Zeitstrahl (allerdings komm ich mit dem nicht klar – brauchte ihn aber auch noch nie), einen Plotbereich (eine Art Mindmap) und eine unvergleichliche Textanalyse, die dir beispielsweise alle Adjektive anzeigt, Wortdopplungen markiert, bei zu langen Sätzen warnt oder dir anzeigt, wie leicht dein Text zu lesen ist.
Nachteil: Da es hier über das bloße Schreiben hinausgeht, braucht man eine recht lange Einarbeitungsphase. Derzeit werden (endlich!) Videotutorials vorbereitet.
Es ist gerechtfertigt, hierfür Geld zu verlangen. Oft gibt es um die Buchmessen herum Rabatte 😉
Preis: 179 EUR
Teste hier Papyrus: https://www.papyrus.de/
Scrivener
Die günstige Alternative
Scrivener ist sehr beliebt bei englischsprachigen Autoren und bietet ähnliche Dinge wie Papyrus, kostet aber weniger und ist auch auf Deutsch erhältlich. Die Einarbeitungszeit ist ähnlich hoch, es gibt allerdings Onlinekurse und viele Tutorials, die einem diese Zeit erleichtern.
Scrivener bietet eine Figurendatenbank, einen Organizer/Pinnwand, eine “Outlining”-Sektion (mittels Ordner) und vieles mehr.
Für Neukunden kostet die aktuelle Version 45 US-Dollar.
Mehr Infos zu Scrivener (englisch): Scrivener
DramaQueen
Für Plotter
DramaQueen habe ich 30 Tage getestet und muss sagen, dass ich noch nie ein so gutes Plot-Programm hatte – allerdings setzt es auch Kenntnisse diesbezüglich voraus (oder den Willen, die langen Erklärungen dazu durchzuarbeiten). Du solltest deshalb wissen, was ein Wendepunkt ist oder was mit dem “Want” und “Need” deiner Figur auf sich hat.
Sehr gut für Plotter! Meine Empfehlung ist, sich als Plotter DramaQueen für die Planung zu gönnen und die Ergebnisse dann bei Papyrus, Scrivener oder Patchwork zu verarbeiten (wenn du es dir leisten kannst – ansonsten klappt das Plotten natürlich auch mit Stift auf Papier 😉 ).
Preis: kostenloser Basisversion, 99 EUR (Plus-Version) oder 297 EUR (Pro-Version mit allen Features)
Mehr zu Dramaqueen: Über Dramaqueen
Patchwork
Echter Papyrus-Konkurrent (?)
Da ich ja leider derzeit kein Windows-Betriebssystem habe, konnte ich Patchwork noch nicht testen, aber es sieht von Weitem genau so gut aus wie Papyrus und Scrivener. Auch hier gibt es einen Bereich zum Plotten (mit Mindmap, etc.), eine Figurendatenbank, Orte, Stilanalyse mit Anzeige von Wortdopplungen, etc.
Preis: 134 EUR inkl. Duden (99 EUR ohne Duden)
Mehr Infos und Download: Patchwork
(Nicht nur) Für das Tablet: iA Writer
Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen unter uns, der seine Bücher auf dem Tablet schreibt (ich nutze das ab und zu in Kombination mit einer Bluetooth-Tastatur). Auch für iPad und Co. gibt es Schreibprogramme, die allerdings in ihrem Umfang stark eingeschränkt sind und sich in der Regel auf das bloße Schreiben konzentrieren.
Die App “iA Writer” ist ein solides Schreibprogramm mit Formatierungsmöglichkeiten, die ich selbst auch nutze.
Es gibt sie übrigens auch als Schreibsoftware für Windows und den Mac.
Mehr zum iA Writer: iA Writer
BONUS:
“Story it” zum Plotten
Update von Oktober 2019:
Seit einiger Zeit gibt es das browserbasierte Werkzeug “StoryIt“, ein sehr hilfreiches Tool, wenn es um das Plotten von Geschichten geht.
StoryIt wurde von Autoren für Autoren erarbeitet und das merkt man bei der Bedienung auch. Man kann das komplette Romangerüst planen und sich alles herunterladen. Beispielsweise wäre es so möglich, einen Szenenplan aufzustellen und ihn herunterzuladen und bei Word oder Papyrus oder Scrivener einzufügen, sodass man nur noch zu schreiben braucht.
Vorteil: Da du online zugreifst, kannst du jederzeit an deiner Idee, deinen Figuren und deiner Geschichte arbeiten, auch wenn du den Laptop mal zu Hause gelassen hast.
Nachteil: Man arbeitet mit zwei Systemen, plottet also zunächst online mit diesem Tool und schreibt den Roman mit einem anderen Programm.
Qual der Wahl: Wie die richtige Software finden?
Leider gibt es keine pauschale Antwort auf die Frage, welche Software nun die einzig Wahre ist. Du solltest für dich viel eher einen Katalog mit Anforderungen erstellen und dann prüfen, welche Software deinen Wünschen entspricht.
Bei den kostenpflichtigen Programmen sind Papyrus, Scrivener und Patchwork ziemlich gleichauf, daher würde ich dir empfehlen, sie kostenlos zu testen und anschließend zu entscheiden, welches “dein” Programm wird.
Fehlt ein Programm in dieser Liste? Womit schreibst du?
Erzähl es uns in den Kommentaren!
(Credit des Titelbildes: Anete Lūsiņa)
Ich schreibe seit März 2016 mit Patchwork und bin sehr zufrieden damit.
Wobei ich glaube, dass man sehr lange mit Word und Co. oder mit yWriter auskommen kann, zumindest theoretisch. Ich habe den Sprung zu einem “echten” Schreibprogramm auch erst gemacht, als ich feststellen musste, dass meine Projekte zu komplex werden, um sie mit Word gut verwalten zu können.
(Außerdem laggt Word spätestens beim Speichern brutal, wenn die Daten richtig groß werden!)