Ich habe vor Kurzem die zwölfte Staffel von “Grey’s Anatomy” angefangen und dabei ist mir ein Handlungsstrang aufgefallen, den ich nun zum Anlass nehmen möchte, um einen Schreibtipp zu teilen: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
Wer einmal lügt … die Sache mit der Glaubwürdigkeit
Der Tipp ist wirklich einfach, aber unheimlich effektiv. Ich werde das Beispiel abändern, um nicht zu spoilern.
Stell dir vor, wir haben eine Figur namens Jaden. Er ist Feuerwehrmann und rettet regelmäßig Leben. Sein Job ist hart und er muss – wie seine Kollegen – oft an die Grenzen des Machbaren gehen, um die Flammen zu bekämpfen, Menschen aus Wracks zu befreien oder anderweitig tätig zu werden.
Jaden ist noch nicht so lange dabei, aber talentiert im Umgang mit dem Feuer. und mutig noch dazu. Leider neigt er zu Selbstüberschätzung und seit seine Freundin die Feuerwehreinheit leitet, genießt er besonderen Schutz.
Eines Tages passiert Jaden ein Fehler, der einer schwangeren Frau und ihrem Kind das Leben kostet.
Jaden wird vom Dienst suspendiert. Es steht die Vermutung im Raum, Jaden hätte den Tod der beiden verhindern können, wenn er weniger arrogant gewesen wäre.
… dem glaubt man nicht.
Einige Monate später. Durch einen “dummen Zufall” (aka Schachzug der Autoren) gerät Jaden in eine Situation, in der er gezwungen ist, einer schwangeren Frau das Leben zu retten.
So, nun haben wir den Salat – aus Lesersicht. Jaden ist seit dem Vorfall (der durchaus schon 100 Seiten und länger her sein kann) nicht mehr vertrauenswürdig für den Leser. Er hat sich bereits in einer ähnlichen Situation selbst überschätzt (oder doch nicht? Die Situation bleibt offen) und dabei sind Menschen gestorben.
Wie kann man sich sicher sein, dass er es dieses Mal hinkriegen wird?
So nutzt du mangelnde Glaubwürdigkeit im Roman
Das obige Beispiel soll aufzeigen, wie wichtig es ist, dass du dir als Autor/in Gedanken um deine Figuren und ihre Entwicklung machst. Das heißt nicht unbedingt, dass du alles von Beginn an festlegen musst – manchmal hemmt das eher beim Schreiben – aber du solltest während des Prozesses im Kopf behalten, …
- was im Gesamtplot bisher geschehen ist
- wie jede einzelne Figur die Geschichte bisher erlebt hat – hier gibt es verschiedene Blickwinkel!
- was die Figuren voneinander wissen und denken.
Die zweite Situation wäre an sich schon dramatisch genug gewesen, aber das Hintergrundwissen, dass er in einem ähnlichen Fall bereits einmal komplett versagt hat, erhöht die Spannung für den Leser noch einmal.
Wie kannst du also eine Szene kreieren, in der deine Figur etwas erlebt, das ihr später zum Verhängnis wird?
Vielleicht hast du ja Lust, ein paar Ideen als Kommentar zu hinterlassen. Ich würde mich freuen – und viele andere Autorinnen/Autoren ebenfalls!
Ein echt spannender Beitrag und leider auch wahr. Musste ich selbst auch schon so erleben, dass es schwer ist, seine Glaubwürdigkeit dann wieder zu erlangen, wenn man einmal den schwerwiegenden Fehler einer Lüge begangen hat und das sonst eigentlich nie der Fall ist. Anyways. Ich habe in meiner Geschichte den Fall, dass mein Protagonist seine Ehe verschweigt. Die eigentlich nur noch auf dem Papier existiert, usw., dennoch verschweigt er es und verletzt damit viele Gefühle. Jahre später trifft er wieder auf seine eigentlich große Liebe und es knistert zwischen den beiden. Sie verbringen die Nacht miteinander, doch als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist er verschwunden und natürlich kommen bei ihr all die negativen Gefühle wieder hoch.
Passt das zu dem, was du dir vorgestellt hast?
Viele Grüße,
Daniela