Wie du aus Misserfolg lernen kannst

15. September 2014

Sicherlich kennst du Sprüche wie “Aus Fehlern lernt man” und du liest ständig Ratschläge à la “Stehe immer ein mal mehr auf als du hinfällst” oder so. Aber kann man wirklich aus Misserfolgen lernen? Das klingt überhaupt nicht nach Spaß.

 

 

Misserfolg

Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber mir machen Fehler keinen Spaß. Ich bin zwar nicht mehr so perfektionistisch wie früher (denn Perfektionismus kann durchaus sehr hemmend sein), aber trotzdem versuche ich so gut wie möglich, Fehler zu vermeiden. Und Misserfolg erst recht. Wer will schon arbeiten, um keinen Erfolg zu haben?

 

Was ist Misserfolg denn überhaupt?

 

Jetzt komm mir nicht mit “das Gegenteil von Erfolg”, das ist viel zu vage und nebulös.

 

Misserfolg ist subjektiv.

 

Wenn ich ein Buch pro Tag verkaufe, ist das für mich ein Misserfolg. Ein Buch pro Tag ist für angehende Schriftsteller aber ein Erfolg! Für mich wären zum Beispiel 20 Bücher am Tag ein Erfolg, was für andere ein Misserfolg wäre. Es kommt also darauf an, wie dein Ziel aussieht!

 

Misserfolg ist demnach das Nichterreichen deines Ziels.

 

Nun hast du es ein bisschen selbst in der Hand, wie viele Misserfolge dir begegnen, denn DU setzt diese Ziele. Ist dein Ziel, auf Rang 1 der Kindle-Charts zu kommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es ein Misserfolg wird. Andererseits bist du bei diesem Ziel motivierter als wenn du nur in die Top 10.000 kommen willst. Finde also am besten Ziele, die dich anspornen, und wenn sie zu hoch zu sind, unterteile sie in Zwischenziele.

 

Das heißt also, nimm dir erst vor, in die Top 1000 zu kommen und belohne dich, wenn du es geschafft hast. Dann versuche es mit den Top 500, den Top 100 und den Top 50. Wenn du es nicht in die Top 100 schaffst, bist du zwar traurig, aber nicht so enttäuscht wie im ersten Fall, wenn dein einziges Ziel war, auf Platz 1 zu kommen.

 

Wie gehe ich am besten mit Misserfolg um?

 

Reden wir nicht drumherum: Misserfolg ist scheiße und demotivierend.

So, jetzt ist es raus.

Natürlich bist du deprimiert, wenn du deine Ziele nicht erreichst. Du denkst vielleicht ans Aufgeben (“Hat doch eh alles keinen Sinn”), überlegst, wie viel du investiert hast und wie wenig dabei rumgekommen ist.

 

Zuerst musst du diesen Gedankenkreisel durchbrechen.

 

Gut, du hast dein Ziel nicht erreicht. Das ist blöd und ärgerlich, aber nicht mehr zu ändern. Ja, du hast viel Zeit und Geld investiert und es hat sich nicht ausgezahlt. Aber jetzt geht es weiter! Stelle dir zuerst diese Frage:

 

Warum schreibst du? (Klicke hier für den Artikel über dein WARUM)

 

Wenn du deine Antwort darauf hast, kannst du auch die zweite Frage beantworten:

 

Willst du mit dem Schreiben weitermachen?

 

Wenn deine Antwort “nein” lautet, ist das nicht schlimm. Es zeigt lediglich, dass Schreiben vielleicht nicht DAS DING ist, das dich mit genug Energie erfüllt, um Turbulenzen standzuhalten. Probier etwas anderes aus! Finde die Leidenschaft, die dich antreibt.

 

Wenn deine Antwort “ja” lautet, dann geht es jetzt ans Eingemachte:

 

Warum ist es für dich ein Misserfolg?

 

Beantworte die Frage am besten schriftlich. Was war dein Ziel? Wie erkennst du, dass du es nicht erreicht hast? (Verkaufszahlen, Likes, Ranking, Besucher auf deiner Webseite, … hier sprechen meistens die harten Fakten).

 

Und nun eine der wichtigsten Fragen:

 

Wie kam es zu diesem Misserfolg?

 

Wenn du nicht weißt, warum du dein Ziel nicht erreicht hast, wird sich dieser Misserfolg vielleicht wiederholen. Hier sind wir beim “aus Fehlern lernt man”. Du kannst aus deinen Fehlern natürlich nur lernen, wenn du weißt, wie du sie beim nächsten Mal vermeidest.

 

Vielleicht hast du keine, zu wenig oder keine zielgruppengenaue Werbung geschaltet. Oder dich kennen nicht genug Menschen, um X Verkäufe zu erzielen. Vielleicht ist dein Produkt nicht das beste, das Cover ist amateurhaft oder die Geschichte ist nicht originell genug. Möglicherweise ist dein Genre auch einfach gerade nicht angesagt (und deine feste Leserschaft zu klein). Oder du schießt zu schnell vor und veröffentlichst, obwohl du noch gar nicht so weit bist und machst X Änderungen im Nachhinein (diesen Fehler habe ich begangen, gepaart mit ein paar anderen).

 

Wenn du herausfinden kannst, woran es liegt, kannst du es ändern. Das kann auch heißen, dass du zukünftig einen anderen Weg gehen musst, denn offensichtlich funktioniert es mit dem aktuellen nicht.

 

Hole dir frisches Feedback

 

Nicht nur beim Korrigieren und Überarbeiten ist man seinem eigenen Text gegenüber völlig blind, auch das Marketing kann man selbst schwierig beurteilen. Du bist daher gut beraten, die Feedback von Kollegen zu holen.

 

Aber Achtung: Das kann wehtun.

 

Frage in der Autorengruppe deines Vertrauens nach ehrlichem Feedback (Facebook, Foren). Es ist ohnehin sinnvoll, sich mit Kollegen auszutauschen, Tipps abzugreifen und sich vor der Veröffentlichung zu überlegen, welche Strategien sinnvoll sind.

 

Lies dir die negativen Rezensionen durch.

 

Wir wissen alle, dass nicht alle 1- oder 2-Sterne-Rezensionen konstruktiv sind und nicht aus allen kann man lernen. Einige sagen aber ganz genau, was sie stört:

 

  • “Irgendwie hat mir an der ganzen Sache der Kick und die Spannung gefehlt.”
  • “Die Charaktere konnten mich nicht überzeugen.”
  • “XY handelt unrealistisch”

 

und so weiter (Ähnlichkeiten zu vorhandenen Rezensionen sind nicht nur zufällig 😉 ). Kurzfristig können diese Rezensionen dich runterziehen, aber versuche mal, sie mit Abstand zu lesen. Fehlt es deiner Geschichte womöglich tatsächlich an Spannung? Hast du dein Cover und den Klappentext wirklich auf die richtige Zielgruppe hin ausgerichtet? Weißt du überhaupt, was für deine Zielgruppe typisch ist?

 

Auch Hinweise bezüglich zu vieler Rechtschreibfehler sind wertvoll. Sollte das bei dir ein Problem sein, investiere in einen Korrektor oder lasse jemanden Korrektur lesen, der sehr bewandert ist in der deutschen SchlechtRechtschreibung.

 

Bleib dran!

 

Wenn du beschlossen hast, Bücher zu veröffentlichen und es dir Spaß macht, dann bleib dabei und gib nicht auf! Dennoch musst du flexibel sein, vielleicht mal andere Werbemaßnahmen ausprobieren, das Genre wechseln oder dich fortbilden.

 

Vielleicht ist Bücherschreiben auch gar nicht DAS Ding für dich, sondern eines von vielen. Möglicherweise bist du als Vlogger, Blogger, Podcaster oder Coach besser aufgehoben oder kannst diese Möglichkeiten zusätzlich nutzen.

 

Oder vielleicht gehörtst du zu den Menschen, die mit Marketing überhaupt nichts am Hut haben (in diesem Fall solltest du dir einen Verlag suchen oder deine Marketingarbeit auslagern, auch das ist Flexibilität).

 

Wenn du viel probierst, wirst du auch häufig scheitern. Das ist aber nicht schlimm, sondern zeigt dir nur, wie es nicht so gut geht. Jedes “nicht so gut” ist ein Schritt näher dran am “so ist es richtig”!

 

Sei realistisch

 

Wenn du dir neue Ziele setzt, setze sie hoch an, aber gliedere sie in erreichbare Zwischenziele.

 

Du kannst mit einem einzigen Buch Millionär werden, aber es ist sehr unwahrscheinlich. Die meisten Autorinnen und Autoren schreiben jahrelang, bis der Durchbruch gelingt. Ich habe irgendwo mal was von “durchschnittlich 10 Jahre” gelesen. Das mag im Zeitalter der E-Books nicht mehr ganz realistisch zu sein, aber zwei bis drei Jahre sind absolut normal, bis du dir deine Marke aufgebaut hast und einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hast.

 

Frag mal Selbstständige, die ihr Business gerade aufbauen: Die meisten haben einen Drei- oder Fünf-Jahres-Plan, weil sie wissen, dass sie nicht innerhalb von sechs Monaten reich werden. Wo willst du also in drei Jahren stehen? Gib dir selbst drei Jahre Zeit, das Ziel zu erreichen und mache trotz Misserfolgen weiter. Ignoriere die Misserfolge nicht, sondern arbeite mit ihnen!

 

[Tweet “Erkenne, wo du stehst und wo du hinwillst. Mache deinen Plan. Und dann geh! -Ken Cadigan”]

 

Was sagst du dazu?

Musstest du auch schon Rückschläge hinnehmen? Wie gehst du mit Misserfolgen um?

 

 Copyright des Bildes: CC0-Lizenz, gefunden auf www.gratisography.com

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GEDANKEN DAZU
AUSKLAPPEN

Klar hatte ich Misserfolge, zwei fallen mir spontan ein, ein richtig großer, wo ich auf einer gedruckten Auflage sitzenblieb und ein paar tausender Verlust machte.
Und ein kleiner, wo ich zu spät fürs Weihnachtsgeschäft kam und das Buch dann nur so vor sich hin plätscherte mit ca. einem Verkauf pro Tag.

Hallo Sam, danke für deine Offenheit! Ich bin auch schon auf die Nase gefallen, das bleibt halt nicht aus. Ich hab auch Geld aus dem Fenster geworfen, z. B. für Werbeartikel, die niemand wollte *lach* Aber mit jedem Misserfolg kommt man dem Erfolg auch wieder ein Stückchen näher.

Ja, aus jedem Misserfolg lernt man Dinge, die einem später weiterhelfen können – solange man nicht aufgibt.

“Dennoch musst du flexibel sein, vielleicht […] das Genre wechseln.”

Das ist etwas, das ich persönlich niemals fertig brächte. Mir ist zum Beispiel völlig klar, dass momentan jeder auf der Fantasy-Welle mit schwimmt, aber ich könnte mir nicht vorstellen, nur deshalb Fantasy zu schreiben, weil ich vielleicht damit größere Chancen auf Erfolg hätte. Da würde ich vermutlich eher unter gehen. Möglicherweise ist es Dummheit, aber ich habe das Gefühl, ich muss mir selbst treu bleiben und meinen eigenen Weg gehen, auch wenn der steiniger und beschwerlicher ist, als andere. Mein Herz lässt mir da keine Wahl.

Hallo liebe Ulrike!
Na klar, wenn dein Herz einzig und alleine für dein jetziges Genre schlägt, dann fühlt es sich für dich vielleicht wie Verrat an, “nur des Geldes wegen” ein Buch in einem anderen Genre zu schreiben. Das kann ich absolut nachvollziehen.
Bei mir ist es so, dass ich selbst gerne verschiedene Genres lese und bestimmt zukünftig auch mehrere Genres bedienen werde, allerdings unter Pseudonymen, um meine “Marke” nicht zu verwässern.

Wenn ich ein leidenschaftlicher Sci-Fi-Schreiber bin, aber weiß, dass Sci-Fi von der großen Masse gerade nicht gelesen wird, darf ich nicht die Erwartung haben, damit in die Top 10 zu kommen. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass du deiner Linie nicht treu bleiben sollst. Solange du Fans hast, die das kaufen, was du schreibst, ist alles gut. Oder wenn es dir nichts ausmacht, lange nichts zu verkaufen. Oder wenn du andere Einkommensströme hast (was ich empfehlen würde).

Es gibt Autoren, denen merkt man an, dass sie gerade einen Auftragsarbeit geschrieben haben. Es gibt aber auch Autoren, die mit Herzblut Fantasy, Chicklit und Thriller schreiben können.

Es ist wichtig, dass du den Weg findest, der für dich persönlich der richtige ist 🙂 Das Genre zu wechseln, ist nur einer von vielen Vorschlägen, wenn man nicht weiß, woran der Misserfolg liegt. Das Wörtchen “muss” ist in diesem Zusammenhang vielleicht zu “zwingend” gewesen. Niemand MUSS das Genre wechseln 😉

Ich hoffe, du weißt, was ich sagen will 🙂

Alles Liebe!

GEDANKEN ÄUSSERN

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Moin, ich bin Annika. Ich helfe dir, deinen besten Roman zu schreiben und ihn dann so zu veröffentlichen, wie du es dir vorstellst, ob mit oder ohne Verlag.

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