Walter Epp von schreibsuchti.de verrät dir in diesem Gastartikel 5 Lügen, die dich an deinem Erfolg hindern.
Diesen Artikel kannst du hier auch als Video sehen:
Piep.
Piep.
Piep.
Du liegst verkabelt in einem weißen Raum, Männer in Kitteln kommen regelmäßig an dein Bett und stellen dir unverständliche Fragen.
Im Fernseher über dir läuft eine Sendung, die so belanglos ist, dass sie eher eine Unterbrechung der Werbung ist.
Langsam merkst du: Du liegst in einem Krankenhaus und deine Zeit läuft ab.
Du bist alt, deine Tage sind gelebt, du hast das Leben genossen.
Doch eine Sache fehlt auf der Kommode neben dir.
Dein Buch.
Dein eigenes Buch, das du nie geschrieben hast. Das Buch, das in der Schublade verfaulte. Das Buch, das zwar fertig war, aber nie verkauft wurde, weil du Angst hattest, es zum Verlag zu schicken oder selbst zu veröffentlichen.
Du hast angefangen, aber es nicht zu Ende gebracht. Du hast es nicht durchgezogen. Wie viele andere auch.
Und ich glaube, je näher wir unserem Ende kommen, desto mehr bereuen wir, dass wir etwas nicht durchgezogen haben.
„In zwanzig Jahren wirst du die Dinge bereuen, die du nicht getan hast. Und nicht die Dinge, die du getan hast.“
– Mark Twain
Doch soweit sollte es nicht kommen. Ich möchte nicht, dass du bis zum letzten Moment wartest. Ich möchte, dass du es durchziehst. Und zwar heute. Jetzt.
Ich weiß, dass dich davon einige Dinge abhalten. Genauer gesagt sind es 5 Lügen, die dich davon abhalten, dein Buch durchzuziehen – oder deinen Blog zu starten.
Ich bin Blogger und alles, was ich beim Bloggen gelernt habe, lässt sich auf das Bücher schreiben übertragen. Schreiben ist nun mal Schreiben. Deshalb sind die Lügen, die dort verbreitet werden die gleichen.
Diese Lügen werden wir jetzt entlarven und dich auf Kurs bringen.
Lüge 1: Erfolg ist konstant
Die meisten Menschen fallen vom Zug und schreiben niemals ihr Buch zu Ende, weil sie nicht verstehen, wie Erfolg funktioniert.
Die weit verbreitete, aber falsche Vorstellung von Erfolg, lautet: Erfolg entwickelt sich konstant aufwärts.
Wäre der Erfolg eine Linie, dann würde sie konstant von links nach rechts steigen.
Doch das ist falsch.
Erfolg sieht dagegen eher aus, wie eine Quarter-Pipe im Skaterpark. Zuerst ist die Steigung sehr gering. So gering, dass man sie fast gar nicht bemerkt. Doch dann wird die Steigung schnell steiler und zum Ende ist die Steigung sogar vertikal.
Das gleiche gilt fürs Schreiben: Am Anfang sind die Erfolge so gering, dass du sie kaum bemerkst.
Du schreibst deine erste Seite fertig. Ein kleiner Erfolg. Niemand sieht ihn.
Du schreibst deine zehnte Seite zu Ende. Ein weiterer Erfolg, den niemand sieht.
Das erste Buch? Kein Bestseller. Das zweite Buch? Ein Flop.
Und so erleben viele Menschen nur kleine Erfolg und fragen sich, warum es so langsam geht – und geben auf.
Sie hören auf zu schreiben, weil sie nicht die Erfolge sehen, die sie gerne gesehen hätten.
Dabei hätten sie noch weiter kleine Erfolge erleben müssen. Einestages wäre die Kurve angestiegen.
Aber die Meisten halten nicht durch. Sie erleben den Tag nicht, an dem die Kurve ansteigt.
Harry Belafonte hat es so gesagt:
„Ich habe 30 Jahre gebraucht, um über Nacht berühmt zu werden.“
Genau das ist die Formel: Du arbeitest 10 Jahre lang und bist unsichtbar, bis du eines Tages wie eine Rakete in den Himmel steigst.
Doch bist du bereit, 10 Jahre unsichtbar zu sein?
Lüge 2: Die anderen haben bessere Beziehungen
Andere Autoren trauen sich nie nach draußen, weil sie glauben, dass sie sowieso keine Chance haben.
„Das ist alles gekauft. In diesem Klüngel kennt jeder jeden und wenn du nicht zu ihnen gehörst, dann hast du keine Chance.“
Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich.
Die schlechte: Ja, wenn du nicht die „großen Jungs und Mädels“ da oben kennst, dann hast du keine große Chance.
Die gute Nachricht: Du kannst dazugehören. Du kannst es nicht ändern, dass 20 Prozent der Menschen 80 Prozent der Bücher verkaufen. Aber du kannst ändern, ob du zu den 20 oder den 80 Prozent gehörst.
Du kannst jetzt zwei Dinge tun: Einfach sitzen und meckern, dass alles nur auf Beziehungen beruht, oder du kannst aufstehen und anfangen Leute zu treffen, Kontakte zu knüpfen und einfach für andere nützlich zu sein.
Die schnellste Art, um in den gehobenen Kreis zu kommen? Hilf einem Mitglied dieses Kreises. Die sogenannten Influencer sind auch nur Menschen. Finde einen Weg, ihnen zu helfen, und sie werden dich in ihren Kreis einladen.
Kein Autor ist eine Insel. Finde Menschen, die dich in deinem Traum unterstützen.
Lüge 3: Ich habe kein Talent
Das ist die häufigste Ausrede, die man hört, wenn es ums Schreiben (oder irgendeine andere Kunst) geht.
„Ich habe kein Talent“ ist die große Keule, mit der Menschen ihre Angst und Tatenlosigkeit verteidigen.
Ich verrate dir mal etwas: Es gibt talentierte Menschen, das stimmt. Doch auf lange Sicht schlägt harte Arbeit immer das Talent.
Wir alle kennen die Geschichte vom Hasen und der Schildkröte, die einen Rennen veranstalteten. Am Ende gewann die Schildkröte, nicht weil sie die natürliche Begabung dazu hatte, sondern weil sie einen Schritt nach dem anderen machte und nicht aufgab.
Albert Einstein sagte:
„Ein Genie besteht zu 1 Prozent aus Talent und zu 99 Prozent aus harter Arbeit.“
Josh Billings fand einen wundervollen Vergleich:
„Mach es wie die Briefmarke. Klebe so lange an einer Sache bis du am Ziel angekommen bist.“
Vielleicht haben andere Talent. Doch harte Arbeit gewinnt langfristig immer.
Also mach dich an die Arbeit.
Lüge 4: Alle guten Bücher sind schon geschrieben
Die Menschheit existiert seit tausenden von Jahren. Die erste Schrift wird auf 6600 vor Christus datiert. Damit kann die Menschheit schon seit 8615 Jahren schreiben.
Da müssten doch schon alle lesenswerten Bücher geschrieben sein, oder?
Nein.
Jede Woche öffnet auch eine neue Bäckerei, obwohl es Brötchen seit Jahrtausenden gibt.
Jedes Jahr kommt ein neues Automodell auf den Markt, obwohl es schon Millionen von Autos gibt.
Und jeden Tag wird ein neues Lied geschrieben, obwohl die Musik so alt ist die Menschheit selbst.
Entdeckst du ein Muster?
Es geht beim kreativen Prozess nicht darum, etwas völlig neues zu erschaffen. Das Buch ist schon erfunden. Beim kreativen Prozess geht es darum, etwas anderes zu erschaffen.
Du musst einfach nur anders sein. Und das klappt am besten, in dem du einfach du selbst bist. Denn das ist dein unfairer Vorteil: Niemand hat ein Leben gelebt wie du. Nutze diese Einzigartigkeit und lass sie in deine Texte einfließen.
Dann werden auch deine Texte einzigartig sein.
Lüge 5: Das erste Buch muss ein Hit werden
Es gibt ein Monster, das frisst jeden Tag Künstler, Musiker und Autoren. Es frisst ganze Projekte und Bücher auf. Dieses Monster heißt: Perfektionismus.
Viele Autoren wollen, dass ihr erstes Buch sofort ein Volltreffer wird. Ein Bestseller. Ein viraler Hit.
Doch dieser Drang zum Perfektionismus ist wieder nur eine versteckte Form von Angst. Wir haben Angst, etwas abzuliefern, wofür uns die Menschen kritisieren könnten. Wir haben Angst, zu versagen.
Diese Angst, dieser Perfektionismus, lähmt uns und im Endeffekt machen wir gar nichts. Wir sind immer unzufrieden mit unseren Texten und löschen sie immer am Folgetag. Schreib, löschen. Das kann für immer so weiter gehen …
Die richtige Herangehensweise ist dagegen folgende: Betrachte jedes Werk wie einen Dominostein.
Am Domino-Day wurden 4,8 Millionen von Dominosteine umgestoßen. Gemeinsam hatten sie eine Masse von 33 Tonnen. 33 Tonnen!!! Diese Masse kann ein Mensch unmöglich alleine stemmen. Doch alles beginnt mit einem einzigen Dominostein.
Betrachte jeden deiner Texte wie einen Dominostein. Mit der Zeit wirst du genug Dominosteine zusammenhaben, um eine kritische Masse zu erreichen. Die Welt wird dich dann nicht mehr ignorieren können.
J.K. Rowling schrieb eine maßlos erfolglose Roman-Serie bevor sie mit Harry Potter berühmt wurde. Stephen Kings Romane wurden abgelehnt und teilweise von King selbst in den Mülleimer geworfen. Was mit ihm passierte, wissen wir alle: Stephen King ist einer der erfolgreichsten Autoren unserer Zeit.
Die Reise beginnt
Nun haben wir die 5 größten und heimtückischsten Lügen aufgedeckt, die einen Autor den Erfolg kosten können.
Jetzt sei auf der Hut und lass dich von diesen Lügen, getarnt als Wahrheiten, nicht wieder einfangen.
Das Schreiben und das Leben sind eine Reise. Doch jede noch so lange Reise beginnt mit einem einzigen Schritt.
Jetzt mache einen Schritt nach dem anderen. Stelle einen Dominostein nach dem anderen auf. Eines Tages wird deine Erfolgskurve nach oben schießen.
Höre niemals auf zu schreiben.
Wer nicht aufgibt, kann nicht verlieren.
Lebe großartig, schreibe großartig.
Dein Walter
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Walter Epp ist Blogger, Texter und Autor. Auf seinem Blog hilft er anderen Autoren und Bloggern besser zu schreiben, ein Publikum aufzubauen und mit dem Schreiben Geld zu verdienen.
Bist du noch bereit, 10 Jahre unsichtbar zu sein? Wunderbare Frage :-), ermutigender Artikel. Danke! Liebe Grüße Maike
Hallo Maike,
Diese Frage ist wirklich entscheidend. Viele Menschen sind nicht bereit, den Preis zu zahlen und im Hintergrund zu arbeiten, wenn sie niemand sieht – alle wollen sofort auf die Bühne.
Geduld und Fleiß sind nunmal nicht so populär 😉
LG, Walter
Hallo Walter.Ich bin ein 36jähriger Hobbyautor,der sehr mit der Frage hadert,sein erstes E-BOOK zu veröffentlichen oder nicht.Mein Buch mit dem Titel “Der einheimische Fremde” ist ein Sachbuch mit autobiografischen Zügen.Es handelt von meinen Erfahrungen bezüglich eines Lebens zwischen zwei Kulturen,der deutschen und der indischen.Es geht aber auch um Dinge wie Religion,die Flüchtlingskrise,um kulturelle Missverständnisse,um meine Erfahrungen mit Frauen und das alles stets im Zusammenhang mit dem Kernthema meines Buches.Sinn und Zweck war es,mir einiges von der Seele zu schreiben,meiner häufigen Hilflosigkeit und meinem Zorn über vieles einen kreativen Raum zu geben.Aber ich hatte auch gehofft,so manchen Menschen eine neue Sichtweise zu eröffnen.Sie vielleicht zum umdenken zu bewegen.Sie in irgendeiner Form zu berühren.Nun ist der Grund für meine Bedenken bezüglich der Veröffentlichung einfach Angst;vor Anfeindungen,Spott, Bedrohung…es soll ja Autoren gegeben haben,die Morddrohungen aufgrund kritischer Buchinhalte bekamen…mein Buch ist eben keines der von einigen Leuten hier erwähnten “leicht verdaulichen” Werke.Es enthält einige unbequeme Reizthemen,ist teils emotional etwas aufwühlend.Aber falls ich mich irgendwann doch noch für eine Veröffentlichung entscheiden sollte,hätte dazu sicher auch dein großartiger Artikel beigetragen,der wirklich Mut macht und gute, stichhaltige Argumente liefert!