Selfpublisher setzen ihr Buch in aller Regel selbst und dabei passieren häufig Fehler. Meistens aus Unwissenheit, wie ein e-Book aufgebaut ist, und auch oft aus mangelnder Fähigkeit, ihre Software zu bedienen. Ich möchte dir hiermit die häufigsten Fehler zeigen, damit dein Buch handwerklich einwandfrei ist. Ich habe den Umgang mit MS Word tatsächlich in der Ausbildung gelernt und möchte dir mein Wissen daher weitergeben.
Wenn du spezielle Fragen hast, kannst du diese gerne in den Kommentaren stellen. Die Textbeispiele stammen übrigens von meinem Roman Traummänner und andere Hirngespinste.
Überschriften
Der Fehler: Man kann zwischen den Kapitel nicht springen / Überschriften sind nicht als solche gekennzeichnet
Wenn dein Buch später auf einem E-Reader gelesen wird, kann es sein, dass der Leser zwischen den Kapiteln springen will. Das ist insbesondere bei Sachbüchern der Fall, aber auch in Romanen möchte der Leser mit einem Klick zwischen den Kapitel hin- und herwechseln oder sich zum Impressum, der Danksagung oder anderen Kapiteln nagivieren.
Dazu muss der E-Reader wissen, wann ein neues Kapitel beginnt. Das sagst du ihm, indem du die Überschriften auch offiziell als “[Kapitel]Überschrift” formatierst. Das geht mit Word ganz einfach (ein Klick vergrößert das Bild):
Markiere einfach den Teil, der das neue Kapitel darstellen soll (meistens sowas wie “Kapitel 13”) und klicke auf “Überschrift 1” bei den Formatvorlagen. Das machst du mit jeder Überschrift und allem, was später anwählbar sein soll (Danksagung, Werbung, Impressum, Glossar, …).
Für das E-Book auf einem stinknormalen Kindle ist es egal, welche Schrift du benutzt, da alles in “Einheitsschrift” dargestellt wird. Auf neuen Geräten und Tablets wird die Überschrift (mit Einschränkungen) so angezeigt, wie sie formatiert ist, also zum Beispiel Blau. Ich beschränke mich hier auf die normalen Kindle-Geräte, um mich nicht in Details zu verlieren.
Seitenumbruch vor neuem Kapitel
Der Fehler: Die Kapitel gehen ineinander über ohne Seitenumbrüche.
Der Leser ist es gewöhnt, dass ein neues Kapitel auf einer neuen, frischen Seite beginnt. Natürlich musst du das nicht zwingend machen, aber wenn du darauf verzichtest, sieht es schnell unübersichtlich und chaotisch aus. Seitenumbrüche ordnen deinen Text.
Wie sieht ein ordentlicher Seitenumbruch aus?
Es gibt eine nette Funktion bei Word, die dir einen Blick ins “Backoffice” genehmigt. Statt dass du immer nur die “schöne” Vorderseite zu Gesicht bekommst, kann du mit einem Klick nachsehen, wie dein Text tatsächlich formatiert ist.
Klicke dazu hier:
Dein Text ist dann erstmal voller seltsamer Zeichen:
Wenn ich bei etwas graue Haare bekomme, dann bei sowas:
Ich habe schon viele Manuskripte gesehen, in denen einfach so oft “Enter” gedrückt wurde, bis die neue Seite da war. Das ist ein grober handwerklicher Fehler und führt in der Praxis nur dazu, dass der Leser einen leeren Bildschirm hat, statt dass er zum nächsten Kapitel kommt. Tu das niemals.
Ein korrekter Seitenumbruch wird (bei Word und Papyrus) mit STRG + ENTER durchgeführt.
So sieht das dann aus:
NACHTRAG:
Danke vielmals an QRcodeArt für den Hinweis in den Kommentaren unten: Man kann bei Word 2010 auch einstellen, dass vor jedem neuen Kapitel ( = Texte, die mit “Überschrift 1” formatiert sind) automatisch eine neue Seite gemacht wird.
Dazu wählst machst du einen Rechtsklick auf die Formatvorlage “Überschrift 1”:
Dann klickst du auf “Ändern…” und gehst unten links unter “Format” auf “Absatz”.
Im Reiter “Zeilen- und Seitenumbruch” aktivierst du dann das Kontrollkästchen “Seitenumbruch oberhalb”.
Klicke auf “OK” und voilà: Das nächste Mal, wenn du einen Text als “Überschrift 1” definierst, wird Word automatisch einen Seitenumbruch einfügen. Es macht Sinn, diese Einstellung als Standard zu speichern.
Die richtigen Umbrüche
Der Fehler: Umbrüche werden manuell am Ende einer Zeile gesetzt
Manche Autoren machen es sich selbst schwer, indem sie am Ende jeder Zeile einen manuellen Umbruch einfügen:
Ich kloppe jedem auf die Finger, der das macht! Manuellen Umbrüche solltest du nur einsetzen, wenn du weißt, warum du es tust. Das kann bei Aufzählungen der Fall sein oder wie bei meinem Beispiel im Falle eines Zitats oder Gedichtes (siehe oben). Am Ende einer Zeile im Fließtext haben diese Zeichen nichts verloren!
Zeileneinzug
Der “Fehler”: Zeilen sind nicht eingerückt. (Kein schlimmer Fehler, aber es sieht schöner aus, wenn die Zeilen eingerückt sind.)
Ein Buch sieht erst dann wie ein Buch aus, wenn es eingerückte Zeilen aufweist:
Das lässt sich in Word 2010 sehr schnell einstellen:
Markiere den ganzen Text mittels “STRG + A”.
Somit stellst du sicher, dass alle Absätze eingerückt werden und nicht nur der, in dem sich gerade der Cursor befindet.
Jetzt einfach auf den kleinen Pfeil bei “Absatz” klicken und den Einzug auf 0,5 stellen:
Es öffnet sich dieses Fenster:
Hier stellst du den Zeileneinzug ein. Wo du gerade dabei bist, stelle auch die Abstände auf 0 (siehe Bild). Alle Absätze, die du machst, müssen “echte” Absätze sein. Ich gehe gleich nochmal darauf ein.
- Bei älteren Word-Versionen gehst du oben auf “Format” > “Absatz”, dort kannst du einen “Sondereinzug” machen wie oben.
- Bei Pages machst du es über “Information” > “Text” > “Tabulator” > Absatz-Einzüge. Die Bezeichnung “Tabulator” ist hier irreführend, denn bei den Einzügen arbeitest du nicht mit den Tabulatoren!
- Wie man bei Papyrus die Zeilen einrückt, kläre ich in einem gesonderten Beitrag
So, nun hast du alle ersten Zeilen eingerückt.
Wenn du dich von anderen Selfpublishern durch besonders guten Satz abheben willst und dein Buch wie ein Verlagsbuch aussehen soll, wartet noch eine etwas nervige Aufgabe dich: In gedruckten Büchern ist es so, dass alle Absätze, die nach einer Leerzeile beginnen, nicht eingerückt sind (siehe Ausrufezeichen).
Nach der Leerzeile beginnt der Absatz nicht eingerückt. Setze einfach den Cursor vor das erste Worte und drücke die Backspace-Taste, um den Abstand zu löschen.
Gleiches gilt auch für Kapitelüberschriften. Da du vorher alles markiert hast, wurden auch Kapitelüberschriften eingerückt. Diese solltest du händisch im Nachhinein wieder begradigen.
Absätze und Leerzeilen
Der Fehler: Word zeigt Absätze an, die keine “echten” sind. Als Folge werden diese Absätze im E-Book ohne Leerzeile angezeigt und sind somit gar keine Absätze.
Eben habe ich es kurz angerissen. Zumindest bei Word 2010 ist es so, dass Absätze manchmal automatisch als solche dargestellt werden, in “echt” aber gar keine sind. Ich zeige dir, was ich meine:
Wenn ich die Zeichen einblende, siehst du, dass dort kein Absatz ist:
Wenn du hier eine echte Leerzeilen haben willst – und das willst du immer, wenn du ein E-Book erstellst – dann musst du wie oben angezeigt den Abstand vor und nach dem Absatz auf 0 stellen. Erst dann siehst du, wo echte Absätze sind.
So sollte der Absatz schließlich aussehen:
Silbentrennung und Blocksatz
Der Fehler: Der Text hat eine automatische Silbentrennung und/oder ist als Blocksatz formatiert.
Als aufmerksamer Leser ist es dir vielleicht aufgefallen: Meine Textbeispiele sind im Blocksatz formatiert. Das hat den einfachen Grund, dass ich linksbündige Texte beim Schreiben nicht mag. Bevor ich den Roman als E-Book erstelle, stelle ich aber alles auf linksbündig ein.
Warum?
Es ist ja so: Jeder Leser kann sich sein E-Book in der Schriftgröße anzeigen lassen, die er mag. Wenn du die Schrift bei einem Blocksatz vergrößerst, werden die Worte unter Umständen auseinandergezogen. Du kennst das vielleicht aus Zeitungen.
Es gibt Möglichkeiten, dass der Leser zwischen Blocksatz und Flattersatz (linksbündigem Satz) wechseln kann und es gibt E-Reader, die klug genug sind, alles richtig darzustellen. Es ist kein furchtbarer Fehler, wenn man seinen Text als Blocksatz schreibt, aber leichter zu lesen ist das Buch, wenn es linksbündig formatiert ist, ohne störende Silbentrennung.
Ich führe diesen Punkt nur der Vollständigkeit halber auf. Viele Leser und Autoren bevorzugen trotz allem den Blocksatz
Zu den Hintergründen
Wenn du dein E-Book erstellst, speicherst du es ja meistens als HTML-Datei ab. Selbst wenn du es als Word-Datei bei Amazon hochlädst, interessiert das Konvertierungsprogramm, das bei Amazon im Hintergrund läuft, nicht, wie schön der Text aussieht, sondern wie er handwerklich gemacht ist. Die Software weiß nicht, wann du einen “echten” Absatz haben willst und wann nicht. Sie weiß nicht, dass ein neues Kapitel beginnen soll, außer du sagst es dem System. Das musst du dann aber in der “Sprache” des Programms tun, wie hier beschrieben.
Unterschied zum gedruckten Buch
Bei gedruckten Büchern, die du beispielsweise über CreateSpace erstellst, musst du auf noch viel mehr Dinge achten. Hier kommen Blocksatz, Silbentrennung, Schusterjungen, Hurenkinder, Seitenzahlen und so weiter ins Spiel. Zum Setzen von Taschenbüchern werde ich ein gesondertes Video erstellen und einen Beitrag schreiben.
Zum Schluss
Die hier vorgestellten häufig gemachten Fehler sind mir bei der Zusammenarbeit mit Autoren aufgefallen sind. Sicherlich machen nicht alle Autoren die gleichen Fehler und es gibt bestimmt noch mehr Fehler, die häufig gemacht werden. Ich bin gespannt auf deinen freundlichen Kommentar, ob du selbst schon mal Fehler beim Setzen gemacht hast und was du noch für wichtig hältst.
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Daumen hoch!
Sehr hilfreicher Artikel. Werde dann wohl meinen Text – wenn ich denn dann fertig bin – nochmal auf Formatierung checken. Danke schön.
Danke, meine Liebe! Der Inhalt ist das Wichtigste, aber wenn du damit fertig bist, ja, dann geh an die Formatierung. Wenn dein Werk professionell aussieht, sind die Chancen höher, dass es gekauft wird.
Liebe Grüße
Annika
Hey Annika,
musste erst meinen Monitor neu kalibrieren, um die Kommentare in voller Breite lesen zu können.
Deshalb fand ich auch den Antwort-Button nicht.
In der Tat bin ich nicht sehr bewandert in der Materie, taste mich, auch mit deiner hervorragenden Hilfe erst langsam an die Gegebenheiten heran. Besonders diese Stellungnahmen zur Formatierung haben mir bereits die Augen geöffnet. Wenn ich daran denke, wie ich meine Biografie geschrieben und meine erste Erzählung veröffentlicht habe—-Graus! Da kann ich eine Rezension durchaus verstehen.
Ich finde deinen Schreibstyle hervorragend erfrischend, man hat überhaupt nicht den Eindruck, dass du auch verkaufen willst. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man so am ehesten Kunden gewinnt.
Ich freue mich, dass ich aus Zufall auf deinen Blog gestoßen bin. Ich denke, dass ich noch viel von dir lernen kann und erwarte gerne weitere Lektionen.
LG
Werner