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Lohnen sich Buchmessen für Autoren

Es ist wieder Messezeit! Für einige Autoren bedeutet das: Endlich Kolleginnen und Kollegen, Leserinnen und Leser und Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, wiedersehen! Für andere aber stellt sich die Frage: Lohnen sich Buchmessen überhaupt für Autoren?

Im Jahr 2015 habe ich über dieses Thema bereits einen Podcast gemacht, den du dir hier anhören kannst (18 Minuten). Ich möchte aber die Gelegenheit nutzen, um aus heutiger Sicht die Frage noch einmal zu beantworten:

Lohnen sich Buchmessen für Autoren?

Nicht jeder von uns hat eine Buchmesse gleich vor der Nase. Ich selbst fahre sowohl nach Leipzig als auch nach Frankfurt mindestens viereinhalb Stunden, übernachte und esse dort und muss für einige Tage meine andere Arbeit ruhen lassen. Das bedeutet viel organisatorischen und finanziellen Aufwand, und dabei gehöre ich noch zu denjenigen, die für die Messen nicht besonders viel Geld ausgeben, weil ich kaum „Goodies“ (Kugelschreiber, Lesezeichen, komplette Taschen mit Was-weiß-ich) dabei habe.

Um diese Frage beantworten zu können, sollte man sich fragen, was denn das ganz persönliche Ziel eines Messebesuches ist. Davon ist abhängig, ob es sich lohnt oder nicht.

Wann sich Buchmessen nicht lohnen:

1. Um Bücher zu bewerben

Zu meiner ersten Buchmesse bin ich hingefahren, weil ich dachte, dass ich etwas Werbung für mein Buch machen könnte.
Weit gefehlt.
Nicht nur, dass natürlich auch jeder andere versucht, seine Bücher bekannt zu machen: Ich wäre auch gar nicht kühn genug, um so wirkungsvolle Werbung zu machen, dass sie einen echten Effekt auf meine Verkaufszahlen hätte. Flyer verteilen ist nämlich nicht erlaubt, und wer noch keinen bestehenden Bekanntenkreis hat, an den er sich wenden kann, um mit ihnen ein Meet&Greet zu machen, der wird seine ganzen Lesezeichen eventuell gar nicht los (davon abgesehen weiß ich nicht, wie effektiv Lesezeichen tatsächlich für diesen Zweck sind).

Natürlich kannst du Hinz und Kunz dein Buch zeigen und ich würde dir auch empfehlen, ein Exemplar mit dir zu führen, aber richtig wirkungsvolle Werbung kannst du eher nicht erwarten.

Also: Wenn du für dein Buch Werbung machen willst, investiere das Geld, das du bei für die Messe ausgegeben hättest, lieber in Online Marketing.

2. Um neue Bücher kennenzulernen

Natürlich stimmt das so nicht, denn du lernst eine Menge neuer Bücher auf der Messe kennen. Allerdings würde ich persönlich immer meinem lokalen Buchhändler den Vorzug geben und lieber dort durch die Regale schnüstern, um auf neue Schätze zu stoßen. Dafür brauche ich keine Messe. Wenn du das anders siehst, schreib es gerne mal unten in die Kommentare.

Was allerdings gut funktioniert: Aktuelle Trends erkennen.

3. Wenn man noch keinen Kontakt zu Kollegen hat

Auf die Messe gehen, um Leute zu treffen? Das ist wohl einer der Hauptgründe überhaupt! Was aber, wenn man noch niemanden kennt?

Wenn du nicht zufällig jemand bist, dem es sehr leicht fällt, fremde Leute anzusprechen und kennenzulernen, dann lass dir sagen, dass es auf Messen genau so ist wie auf Partys: Wer alleine zu einer Party geht, der steht auch die meiste Zeit alleine herum, außer jemand „erbarmt“ sich mal und unterhält sich mit ihm. Ich fühlte mich bei meinem ersten Messebesuch ganz ähnlich. Da waren die ganzen Autoren, die sich untereinander irgendwie alle zu kennen schienen, und ich fühlte mich überflüssig, klein und unbedeutend. Zum Glück hatte ich meine Liebe Sarah Saxx an meiner Seite, die nicht nur andere Autoren (er)kannte, sondern auch für mich ein rettender Anker war, weil ich somit nicht ganz allein dumm in der Gegend herumstand.

Also, wenn du bisher keinen Kontakt zu anderen Autoren oder zu Lesern hattest, den du nutzen kannst, um auf der Messe in irgendeine „soziale Gruppe“ zu kommen, überlege dir, wie dein Tag dort aussehen wird. Am liebsten läuft man doch zu zweit über das Messegelände. Hast du jemanden, den du mitnehmen kannst?

Wann sich Buchmessen lohnen

Warum rennen trotzdem Zehntausende Menschen Jahr für Jahr zu den Buchmessen? Warum verfallen Autoren und Leser in entzückte Vorfreude oder schwelgen in seligen Erinnerungen, sobald jemand „Leipzig“ sagt?

Weil es eben doch ganz besondere Tage sind. Wenn man mit einer entspannten Erwartungshaltung an die Sache herangeht und weiß, worauf es ankommt, wirst du unvergessliche Tage erleben.

1. Wenn du die richtigen Erwartungen hast

Leider wird dir vermutlich kaum jemand dein Buch (Lesezeichen, Goodie, etc) aus den Händen reißen. Womöglich erkennt dich niemand. Du bist den ganzen Tag auf den Beinen, besuchst vielleicht Workshops und Vorträge und hast, wenn es schlecht läuft, dennoch das Gefühl, nichts gelernt zu haben.

Damit das nicht passiert, überprüfe deine Erwartungen: Was möchtest du wirklich? Willst du neue Leute kennenlernen? Wie kannst du das anstellen? Willst du vielleicht ein Buch, das dir viel bedeutet, signieren lassen? Willst du deine Lektorin endlich mal persönlich kennenlernen? Oder hast du eine Schreibgruppe, die sich auch auf der Messe trifft?

Das alles sind Gelegenheiten, um Kontakte auszubauen. Du kannst an Meet&Greets teilnehmen, um mit anderen Autoren ins Gespräch zu kommen. Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt:

2. Wenn du proaktiv bist

Wer aktiv auf andere zugeht, knüpft die meisten Kontakte. Natürlich ist immer Fingerspitzengefühl gefragt. Wenn zwei Leute gerade miteinander ins Gespräch vertieft sind, kann es störend sein, auf sie zuzugehen und das Gespräch zu unterbrechen. Im Großen und Ganzen ist es aber immer lohnend, über den eigenen Schatten zu springen und Menschen anzusprechen. Ich habe mich schonmal mittags einfach zu Leuten dazugesetzt, die ich nicht kannte, und habe gefragt, warum sie hier sind. Das waren nette Gespräche!

Falls dir das Bauchschmerzen bereitet: Das tut es bei uns allen. Wenn du mich auf der Messe siehst, sprich mich gerne an! Sag mir kurz, wer du bist, damit ich dich einordnen kann (z.B. „Hey, ich bin Sabine und dein ich lese immer deinen Newsletter“) und wir können sicherlich ein wenig plaudern. Am besten kannst du mich übrigens am Samstag von 11 bi 12 bei meinem Meet&Greet „Glücksmomente“ im Raum „Fragment“ in Halle 3.Via West finden.

3. Wenn du nicht alleine kommst

Schnappe dir deinen Partner, deine Freundin, deine Kollegin und zieht zusammen los! Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern entspannt dich auch, weil du nicht alleine losgehen musst. Ich mache es mittlerweile oft so, dass ich mich auf der Messe an irgendwelche Kolleginnen und Kollegen hänge und ihnen einfach folge (natürlich in Absprache mit Ihnen und nicht heimlich 😉 ). Auch für abends suche ich mir rechtzeitig Leute, mit denen ich mich treffen kann, falls ich keine Lust habe, für mich allein zu sein.

 

Also, fassen wir noch einmal zusammen:

Die Buchmessen lohnen sich für Leser und Autoren gleichermaßen, um neue und bestehende Kontakte zu pflegen. Erst recht, wenn man zu zweit unterwegs ist, findet man auch genug Mut, um Leute anzusprechen, vor denen man ein wenig (oder ziemlich viel) Respekt hat. Es macht unheimlich Spaß, sich mit Gleichgesinnnten über das Schreiben, über Bücher, über die gemeinsame Leidenschaft auszutauschen und auch hier und da Tipps zu bekommen, die einen persönlich weiterbringen.

Die Buchmesse ist ein Mikrokosmos für Bücherwürmer und ein Schlaraffenland für Leseratten. Nirgends sonst – auch nicht übers Internet – kann man seine Beziehungen so gut vertiefen wie in diesen persönlichen Begegnungen. Menschen, die ich zum ersten Mal auf der Messe getroffen habe, bleiben mir länger im Gedächtnis als andere, und ich kann mich noch heute an diverse Gespräche erinnern, die bereits zwei oder drei Jahre zurückliegen. Die langanhaltendsten persönlichen Beziehungen zu anderen Autoren habe ich durch die Buchmessen.

Wenn du also noch zögerst, lass mich dir einen Rat geben: Probiere es einmal aus, dann weißt du, ob es etwas für dich ist. Besuche den Messesamstag, wenn du keine Angst vor großen Menschenmassen hast, und schnuppere diese besondere Bücherluft.

Wie ist es bei dir? Hast du vor, zur nächsten Messe zu gehen?

 

Annika Bühnemann hat eine Mission: kreative Frauen wie dich dabei zu unterstützen, endlich ihr eigenes Buch zu schreiben. Mehr noch: Sie hilft dir, durch Journaling zu der Person zu werden, die erreicht hat, was du dir wünschst. Annika ist multipassioniert, enthusiastisch und hochmotiviert, mit denjenigen zu arbeiten, die sich von ihr anstecken lassen. Auf dass du mit dem Kopf in den Wolken hängst und fest mit der Erde verwurzelt bleibst!

Comments

  • 26. Oktober 2017
    Cat cat

    Hi hier Cat von cats*4free/#save2017memories Project
    die Messe ist das absolute Treffen der Autoren. Es ist möglich dort nicht unterzugehen, wirklich. Und nichts gegen den lokalen Buchändler, wenn die Chemie stimmt, hilft es auch. Die Energie der Erwartung, das Konglomerat an Ideen gibt es in der Intensität nur auf einer Messe. Ich finde es unglaublich lebendig und inspirerend dabei zu sein , auch wenn man selbst sich aktiv nicht einmischt. Das Passive läßt die anderen, die selbst lieber aktiv sind, erkennen, dass es mich gibt. Und in Leipzig2018 ist mein Heimatland Gastland der Buchmesse. Hoffentlich finde ich Weg dahin! Viele Grüße an NaNoWriMo und den Rest von Cat.

  • 15. Oktober 2016
    Evy

    Ich finde den Tipp mit der Erwartungshaltung ziemlich gut und auch den anderen Tipps kann ich einiges abgewinnen. Auch wenn ich nicht nach Frankfurt komme, kann ich vielleicht einges ein Leipzig umsetzen.

    Einen Satz finde ich aber hart: „Wer alleine zu einer Party geht, der steht auch die meiste Zeit alleine herum, außer jemand “erbarmt” sich mal und unterhält sich mit ihm. “ – das ist real so, aber in diesem Satz klingt das so vorwurfsvoll. Auch wenn du es vermutlich nicht so gemeint hast. Ich gehe z .B. gern allein auf die Messe, weil ich es mag. Ich rede gern mit Leuten, aber ich genieße es lieber allein.

    Daher als Ergänzung: Verabredet euch online. Fragt in Bücher- oder Autorenforen nach informellen Treffen, meldet euch für eine Gruppe oder sprecht Leute, die ihr schon immer mal treffen wolltet an, ob sie da sind.

    Eine schöne Idee, um anderen den Small-Talk zu erleichtern, sind Namenschildchen oder besondere Kleidung/Accessoires.

    Und: Entweder trifft man Leute, die leicht mit anderen reden. Oder Leute, denen das Reden genauso schwer fällt. Das eine ist praktisch, das andere beruhigend 🙂

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