Es gibt die Theorie, dass ein nachhaltiges Marketing (Branding) aus 7 Merkmalen besteht. Eines davon ist die Entstehungsgeschichte des Unternehmens oder der Person. “Zufälligerweise” lautet die häufigste Frage in Autoren-Interviews auch “Wie bist du zum Schreiben gekommen?”. Wenn das mal kein Grund ist, dieser Frage auf den Grund zu gehen!
Warum das Warum uns interessiert
Wenn du ganz neu im Marketing bist, dann fängst du vermutlich zuerst damit an, dir ein Social Media-Profil zuzulegen, eine Webseite zu erstellen, Visitenkarten anzufertigen und zu recherchieren, wie man für sein Buch sonst noch werben kann.
Viel wichtiger als die Maßnahmen, die Bücher verkaufen, ist aber das, was hinter einem guten Marketing steckt: Das Warum.
Wir Menschen hören uns schon immer gerne Geschichten an. Wir lieben die Abenteuer, die wir erleben, wenn wir einen Helden auf seiner Reise begleiten, ohne dabei selbst vom Lagerfeuer oder der Couch aufstehen zu müssen.
Wenn deine Mitmenschen anfangs vielleicht noch nicht wirklich an dir als Person oder an deinem Buch interessiert sind: Sie lieben es, wenn du “deine Geschichte” erzählst!
Deine “Entstehungsgeschichte”
Wie anfangs schon erwähnt: Es ist die häufigste Frage, die dir im Laufe deiner Autorenkarriere gestellt werden wird. Wie bist du zum Schreiben gekommen? Die Menschen (potenzielle Leser!) wollen gerne eine Geschichte hören.
Und wer könnte besser Geschichten erzählen als wir Autoren?
Es gibt verschiedene Arten, zu berichten, wie du zum Schreiben gekommen bist. Ich schlage dir vor, dass du dich dabei am ganz klassischen 5-Punkte-System orientierst:
- Ausgangssituation
- Ruf zum Abenteuer
- Kampf bzw. Reise
- Tiefpunkt / Höhepunkt
- Happy End
Wie sieht das in der Praxis aus?
Plane deine Geschichte
Angenommen, du bist ich vor sechs Jahren: Du bist angestellt, verlierst unvorhergesehen deinen Job und schreibst in der neu entstandenen Freizeit deinen ersten Roman, der sich auf Anhieb gut verkauft.
Wie kann man das so erzählen, dass es spannend klingt und den Leser oder Zuhörer emotional berührt?
Es gelten die gleichen Regeln wie beim Schreiben von Romanen oder Kurzgeschichten!
Ausgangssituation oder Setup:
“Ich wollte schon immer Autorin werden, habe aber “etwas Ordentliches” studiert und dann als Sekretärin zu arbeiten angefangen.”
Plot Point / Konflikt / Ruf zum Abenteuer:
“Eines Tages, es war kurz vor fünf und somit fast Feierabend, wurde ich unerwartet zu meinen Chefs gerufen. Sie hielten mir eine Kündigung hin, die mir den Boden unter den Füßen wegriss. Damit hatte ich nie im Leben gerechnet!”
Kampf / Reise:
“Ich stand unter Schock. Drei Monate hatte ich Kündigungsfrist, aber ich bekam die Order, nur noch meine laufenden Projekte abzuschließen und dann nichts Neues mehr anzufangen. Während ich so dasaß und nichts tat, fiel mir ein, dass ich früher immer viel und gerne geschrieben hatte. Endlich hatte ich dazu wieder Zeit! Also kramte ich in meiner alten Ideenkiste und fand die Notiz zu einem Buch, das ich mal irgendwann schreiben wollte. Innerhalb von acht Wochen hatte ich den Entwurf fertig.”
Tiefpunkt / Höhepunkt:
“Natürlich wollte ich mit diesem Buch nun auch etwas anfangen, also schickte ich es zu zwei Verlagen. Heutzutage weiß ich, dass sowohl das Exposé als auch das Buch grauenhaft waren, aber damals war ich wirklich enttäuscht, dass keine Zusagen kamen. Ich suchte mir eine Lektorin, mit der ich das ganze Buch noch einmal fast neu schrieb – dieses Mal unter Berücksichtigung von Schreibhandwerksregeln – und schließlich veröffentlichte ich mein Debüt ziemlich genau ein Jahr nach meiner unerwarteten Kündigung im Self Publishing.”
Happy End:
“Es verkaufte sich in den ersten Wochen gleich einige Tausend mal und ich hatte Blut geleckt. Als dann auch noch ein Verlag auf mich zukam und fragte, ob ich mein nächstes Projekt mit ihnen zusammen machen wolle, wusste ich: Da hat sich gerade eine neue Tür in deinem Leben geöffnet.”
Erzähle deine Geschichte!
Wenn du deine Geschichte aufgeschrieben hast, ist es wichtig, sie auch so oft wie möglich zu erzählen. Schreibe sie auf deine Webseite, erwähne sie immer mal wieder bei Social Media und berichte natürlich in Interviews darüber, wie du zum Schreiben gekommen bist.
Füge es in deine Autoren-Beschreibung bei Amazon ein.
Wenn es passt, kombiniere dein WARUM und deine Geschichte zu einer besonders starken Aussage. Bei mir wäre das dann so:
“Ich wollte schon immer Autorin werden, habe aber “etwas Ordentliches” studiert und dann als Sekretärin zu arbeiten angefangen. Eines Tages, es war kurz vor fünf und somit fast Feierabend, wurde ich unerwartet zu meinen Chefs gerufen. Sie hielten mir eine Kündigung hin, die mir den Boden unter den Füßen wegriss. Damit hatte ich nie im Leben gerechnet! Ich stand unter Schock. Drei Monate hatte ich Kündigungsfrist, aber ich bekam die Order, nur noch meine laufenden Projekte abzuschließen und dann nichts Neues mehr anzufangen. Während ich so dasaß und nichts tat, fiel mir ein, dass ich früher immer viel und gerne geschrieben hatte. Endlich hatte ich dazu wieder Zeit! Also kramte ich in meiner alten Ideenkiste und fand die Notiz zu einem Buch, das ich mal irgendwann schreiben wollte. Innerhalb von acht Wochen hatte ich den Entwurf fertig. Natürlich wollte ich mit diesem Buch nun auch etwas anfangen, also schickte ich es zu zwei Verlagen. Heutzutage weiß ich, dass sowohl das Exposé als auch das Buch grauenhaft waren, aber damals war ich wirklich enttäuscht, dass keine Zusagen kamen. Ich suchte mir eine Lektorin, mit der ich das ganze Buch noch einmal fast neu schrieb – dieses Mal unter Berücksichtigung von Schreibhandwerksregeln – und schließlich veröffentlichte ich mein Debüt ziemlich genau ein Jahr nach meiner unerwarteten Kündigung im Self Publishing. Es verkaufte sich in den ersten Wochen gleich einige Tausend mal und ich hatte Blut geleckt. Als dann auch noch ein Verlag auf mich zukam und fragte, ob ich mein nächstes Projekt mit ihnen zusammen machen wolle, wusste ich: Da hat sich gerade eine neue Tür in deinem Leben geöffnet. Aus diesem Grund schreibe ich heute Bücher, in denen weibliche Hauptfiguren sich durch Widrigkeiten kämpfen, um ihre Träume zu erreichen, denn ich bin selbst den Weg gegangen und habe aus meinem Leben das Traumleben gemacht, das ich mir immer gewünscht habe.”
Und jetzt du:
Erzähle mir doch bitte mal in den Kommentaren, wie du zum Schreiben gekommen bist! (Nutze dabei gerne die besagte 5er-Struktur)
Ein toller Artikel und ein guter Hinweis fürs Marketing. Da nutze ich doch gleich mal die Gelegenheit, meine Geschichte zu formulieren, auch wenn sie (hoffentlich) noch nicht zu Ende ist:
Ausgangssituation: Schon als Elfjährige fing ich an, Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben. Ich hatte eine supertolle Geschichte im Kopf über ein armes Mädchen mit einem Pferd, die mich bis zum Abitur nicht losließ. Ich schrieb sie ständig um und verbesserte meinen Stil so nebenher. Dann aber kamen Uni, Beruf, Ehemann, Kinder – die Zeit fehlte und ich schrieb nur sporadisch.
Ruf zum Abenteuer: Im Laufe der Jahre hatten sich einige Manuskripte in meinen Schubladen angesammelt. Dank Internet, Schreibforen, Schreibratgebern hatte ich mich ziemlich verbessert, was das Handwerk anging. Aufgrund einer Erkrankung musste ich mein Leben radikal umstellen und erkannte plötzlich, dass ich meiner Berufung folgen musste, um glücklich zu werden.
Kampf bzw. Reise: Ich arbeitete damals Teilzeit in einem kleinen Verlag und hatte dadurch etwas Einsicht in die Branche. Obwohl die Aussichten für Romanschreiber eigentlich nicht rosig sind, kündigte ich kurzentschlossen und nutzte von da an die freie Zeit zum Aufbau eines Schreibblogs und natürlich zum Schreiben.
Tiefpunkt / Höhepunkt: Natürlich fehlt mein Einkommen. Ich habe zwar noch einen Minijob, aber auch vier Kinder, die Zeit und Geld fordern. Das kostet mich oft schlaflose Nächte, in denen ich durchrechne, wie lange das noch so weitergehen kann. Einen Verlag für meine Bücher habe ich noch nicht gefunden, auch noch keine Agentur, obwohl ich etliche angeschrieben habe. Eher liebäugele ich mit dem Self Publishing, welches ich nach den Sommerferien angehen will.
Happy End: Das steht leider noch aus! Aber ich bin guten Mutes, denn ich habe Durchhaltevermögen, einen lieben Mann, der mir moralisch (und finanziell, nennen wir die Dinge beim Namen) zur Seite steht und scheue mich nicht vor harter Arbeit. Ich bin mir ganz sicher, irgendwann zahlt sich das aus.